Gedichte die einer schrieb bevor er im 8. Stockwerk aus dem Fenster sprang.
Charles Bukowski, Dtv 1998
Was ist über den guten alten BUK nicht schon alles gesagt und geschrieben worden?
Als ich damals anfing, Bukowski zu lesen, hatte ich den Tip von einem Freund bekommen. Wenn es mir echt scheiße geht, sagte er, schnappe ich mir meinen Bukowski und sauf mir dabei die Hucke zu. Danach geht's wieder.
Zugegeben, wenn ich saufe, kann ich nicht lesen. Aber dennoch hat dieser Tip mein Leseleben verändert.Es ist ein großes Glück, daß u.a. der kongeniale Übersetzter Carl Weissner etliche Texte von BUK übersetzt hat, da er BUK persönlich kannte. So beginnt dieser Band mit einem Bericht Weissners, über sein erstes Treffen mit BUK. Der Bericht liest sich ähnlich wie eine Bukowski-Story und gibt viele Einblicke in das Leben dieses ungewöhnlichen Underground-Autors, dem "Dirty Old Man".
Im Anhang finden sich einige Briefe, die BUK an Weissner schrieb (Originalskripte mit deutscher Übersetzung im Anschluß). Aber auch einige Bilder und Originalabdrucke von Bukowskigedichten sind im Anhang enthalten.
Die Gedichte selbst. Da stellt sich dann natürlich die Frage: Was ist ein Gedicht? Was macht ein Gedicht zu einem Gedicht? Viele werde sagen: Ein Gedicht reimt sich; hat einen Rhythmus; ist in Strophen aufgebaut ... etc. Unter diese Definitionen kann man die Gedichte Bukowskis eher nicht einordnen, zumindest nicht viele.
Die meisten seiner Gedichte sind eher Prosatexte in Gedichtform, wobei Gedichtform hier die rein äußerliche Gestaltung meint. Will sagen, die Texte unterscheiden sich von Prosa durch eine gewisse Art von Versform. Anders ausgedrückt, es werden Absätze gesetzt um die Verse als Verse auszuweisen. (Im Gegensatz zur Prosa).
Fragt man jedoch nach einem anderen "Sinn" von Gedichten, so kann man sagen: Gedichte sollen mit Sprache die Sprache "verdichten". Und genau dieser Aspekt zeichnet die Gedichte von Bukowski aus. Er verdichtet, bringt die Dinge auf den Punkt, ohne sich dabei hinter undurchdringlichen Metaphern zu verstecken.
Gegenstände dieser Gedichte sind der Prosa Bukowskis sehr ähnlich. Es geht ums Ficken, Saufen, Pferderennen, Knast, Schlägereien, Taugenichtse, Nutten, Sozialkritik, aber auch Philosophisches. Also eine breit gefächerte Palette. Die Sprache ist heftig, derb aber treffend.
Auch wenn BUK stets um diese Themen kreist, es wäre zu einfach, ihn als saufenden, pöbelnden, Fäkaliensprache benutzenden "Schmutzfink" zu verdammen. Es besteht durchaus die Gefahr, daß man aufgrund der einfachen Sprache tiefere Bedeutungsebenen überliest. Um mit BUK's Worten zu sprechen:"DER UNTERSCHIED ZWISCHEN EINEM GUTEN DICHTER UND EINEM SCHLECHTEN IST EINE PORTION GLÜCK" (Titel eines Gedichtes dieses Bandes.)
Broschiert - 113 Seiten - Dtv
Erscheinungsdatum: Dezember 1998
ISBN: 3423125780
EUR 7,50