Der Zementgarten. Roman.
Ian McEwan, Diogenes 1998
Irgendwo in England, zu irgendeiner Zeit. Das Elternhaus steht in einem Abrißviertel, der Vater zementiert den Garten, die Mutter kränkelt. Der dreizehnjährige Jack und seine größere Schwester Julie übernehmen mehr und mehr die Fürsorge um die beiden jüngeren Geschwister Tom und Sue, nachdem der Vater an einem Herzanfall stirbt und die Mutter bettlägrig wird. Als auch die Mutter dahinscheidet, gießen die Kinder die Leiche in Zement ein, im Keller des Hauses, um zu vermeiden, daß ihre kleine Gemeinschaft auseinandergerissen wird. Es folgt eine Zeit des Laissez-Faire, in der Julie streunert, Jack seine eigene Sexualität entdeckt, Tom mehr und mehr zum Baby wird, Sue sich in ihren Büchern vergräbt. Dann bringt Julie ihren Liebhaber mit nach Hause, der alsbald hinter das Geheimnis der Geschwister kommt, und die Polizei ruft, als er Julie und Jack beim inzestiösen Sex ertappt.
Das bedrückende Buch wurde zum Fundament für McEwans Welterfolg, der in unkapriziöser, dichter Sprache von der Isolation berichtet, von Nähe, Distanz, Angst und Liebe, der seine Protagonisten schutzlos, aber einfühlsam präsentiert, und den Leser vereinnahmt, der ebenso schutzlos zum empathischen Beobachter wird bei dieser Tragödie gewaltigen Ausmaßes. Ein heftiges, ergreifendes und brillant konstruiertes Buch.