Zähne zeigen. Roman.
Zadie Smith, Droemer 2002


Zadie Smith bin ich bereits in Nick Hornbys Anthologie "Speaking with the angel" begegnet, und war da schon nicht sonderlich beeindruckt. Mit "Zähne zeigen" ist es der Autorin gelungen, diese Einschätzung deutlich zu vertiefen. Die "Jungstars" der britischen Literaturszene werden m.e. deutlich überschätzt.

Archie Jones und Samad Iqbal kennen sich seit dem Zweiten Weltkrieg, als sie gemeinsam in einem Panzer saßen, dessen Besatzung sozusagen am Kriegsende vorbeifuhr. Seitdem sind sie dicke Freunde, gleichzeitig die einzigen Freunde des jeweils anderen. Archie heiratet - kurz nach einem mißglückten Selbstmordversuch - die hübsche, aber leicht durchgeknallte Clara, schwarzhäutige Tochter einer missionarischen Jehovazeugin, während der indischstämmige Samad die bärbeißige Aslana ehelicht. Archie und Samad werden Väter; der Roman erzählt ein paar Jahre aus dem Leben beider, insbesondere von der Vaterschaftsphase. Archie faltet Prospekte in einer Werbeagentur, Samad wird als Kellner vom eigenen Cousin ausgenutzt.

Der eigentlich ambitionierte Plot um Imigrantentum, Randexistenzen, latenten Rassismus und die britische Gesellschaft im allgemeinen ist fade und zeitweise quälend langweilig umgesetzt. Smith sind die Fußstapfen, in die sie treten wollte, einfach eine Nummer zu groß, das Buch liest sich, als hätte die Autorin die Handlungseckpunkte ausgefüllt, die jemand anders festgesetzt hatte.

Übrigens: Ich habe "Zähne zeigen" in der Abteilung "Frauenbücher" gefunden, und einmal mehr stellte sich mir die Frage: Von? Über? Mit? Gegen?

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