Die volle Wahrheit. Roman.
Terry Pratchett, Manhattan/Goldmann
Im fünfundzwanzigsten Scheibenwelt-Roman, dem zweiten, der bei Goldmann als Hardcover erscheint und knapp doppelt so viel kostet, wie seine Vorgänger, wird Ankh-Morpork vom Übel 'Presse' heimgesucht. William de Worde, wahrheitsliebendes Aristokratenkind, vom väterlichen Geldnabel abgeschnitten, gibt die 'Ankh-Morpork Times' heraus, gemeinsam mit ein paar Zwergen, die eine Druckmaschine entwickelt haben, einem Vampir, einem Troll und einer dann doch nicht so schüchternen Matrone. Natürlich ist die Konkurrenz nicht weit, bald schon erreicht der 'Kurier' weit höhere Auflagen mit völlig erfundenen Lügengeschichten - Chefredakteur 'Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin'-Schnapper gewährleistet Qualität. Währenddessen wird der Stadtpatrizier, Lord Vetinari, Opfer einer mafiösen Intrige. Neben den Gilden, der Stadtwache, dem sprechenden Hund Gaspode und einigen anderen mehr spielen diesmal die Brückenpenner um den stinkenden Alten Ron eine wesentliche Rolle.
Aber die Luft ist 'raus. Pratchetts Kreativität erschöpft sich darin, Bekanntes zu variieren. Die Figuren sind platt und wenig witzig,
selbst alte Freunde wie die Stadtwächter Mumm, Karotte, Nobbs und Angua haben höchstens Statistenqualität, die berühmten
Fußnoten, ein Markenzeichen Pratchetts, sind dürftig gestreut und ringen kaum mehr ein müdes Lächeln ab. Die Story dümpelt hin
und her, arm an Höhepunkten, es kommt letztendlich, wie's kommen muß, und schließlich ist man nur um die Erfahrung reicher, daß Vorfreude die schönste Freude *bleibt*: Das wochenlange Warten auf den neuen Scheibenwelt-Roman hat mehr Spaß gemacht, als ihn zu lesen.
Immerhin, und wenigstens das bleibt, beginnt jetzt wieder die nächste Wartezeit.