Populärmusik aus Vittula.
Roman.
Mikael Niemi, btb 2002

 

Matti und Niila werden in Tornedal groß, der Grenzgegend Schwedens zu Finnland - die Sitten sind rauh, die Sommer kurz, man ist weit vom Schuß. In den Sechzigern verirrt sich eine Beatles-Single nach Pajala, genauer in das Stadtviertel Vittulajänkkä, eine Volksmundbezeichnung, "Fotzenmoor", weil die Weiber hier so fruchtbar sind, fünf Kinder pro Haushalt, mindestens. Matti und sein schweigsamer, etwas skurriller Freund sind begeistert, als sie "Råckönråll mjosik" hören, und sie beschließen, selbst Rockmusiker zu werden - die ersten in Vittula. Aber die beiden sind erst acht, die Sechziger noch zu weit von der Zeit entfernt, in der jeder Pups zum Megahit werden kann, und Pajala liegt so weit jenseits der zivilisierten Gebiete, daß es auf vielen Karten nicht vertreten ist.

Niemi hat eigentlich ein Jugendbuch geschrieben, einen Abenteuerroman á la "Tom Sawyer", mit dem Unterschied, daß *hier* Sex, Alkohol und insbesondere das wenig vorbildhafte Benehmen der Erwachsenen nicht ausgespart sind. Der Charme dieses Seitenfressers, dieses extrem vergnüglichen, warmherzigen, schroffen und gleichzeitig zärtlichen Episodenromans, der die beiden Protagonisten bis zum Erwachsenwerden begleitet, besteht in der Lakonie von Sprache und Erzählweise, in der Authentizität des Erzählten, in der Skurrilität der Figuren und der großen Empathie, die der Erzähler für sie aufbringt. Sehr dringende Empfehlung - beim Prolog habe ich geweint vor lachen.


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