Die Unwissenheit.
Roman.
Milan Kundera, Hanser 2000 (HC)


Irena und Josef sind Exiltschechen, er lebt in Dänemark, sie in Paris, beide seit über zwanzig Jahren. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus sind es andere, die sie drängen, zurückzukehren, die "Heimat" wieder zu besuchen, das Exil zu beenden - ein Umstand, der nur von den Betrachtenden, von Dritten so empfunden wird, von den beiden Protagonisten jedoch mitnichten; sie fühlen sich heimisch dort, wo sie leben. Beide geben dem Drängen schließlich nach, begegnen sich auf dem Flughafen, eine flüchtige Jugendliebe erinnernd, sie mehr, er weniger. Angstvoll und situationskritisch erleben sie das Wiedereintauchen in eine Welt, die erinnert und geträumt anders aussah während der vergangenen Jahre.

Kunderas bevorzugter Mix aus spröden Erzählkapiteln und manchmal etwas aufgesetzt und oberlehrerhaft wirkenden essayistischen Einstreuungen kann auf Dauer ermüdend wirken; in "Die Unwissenheit" fehlt dem analytischen und betrachtenden Anteil auch noch der Witz und die überraschende Kategorisierung, wie das in "Die unerträgliche Leichtigkeit" etwa zum Thema "Kitsch" noch der Fall war. Was bleibt, ist ein kurzes, leichtsprachliches Büchlein, das seine sachliche Botschaft über die Handlung quasi beispielhaft transportiert, wobei sich der Lern- oder Überraschungseffekt durchaus in Grenzen hält. Den Gedanken über Erinnerung, Nostalgie, Gedächtnis und Bindung, die den roten Faden darstellen, mangelt es an Exotik und Eigenständigkeit, Kundera formuliert Selbstverständliches, und das ist nie besonders unterhaltsam.

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