Blanker Unsinn. Erzählungen.
Steve Martin, Goldmann 2000 (HC)



Der Stand-Up-Comedian, "Saturday Night Life"-Veteran und Drehbuchautor des durchaus amüsanten "L.A. Story" (+ Hauptrolle) kann sich ob dieser Position etwas leisten, von dem andere Autoren nur träumen können (es sei denn, sie heißen Gernhardt oder Bernstein - dringende Empfehlung: "Die Wahrheit über Arnold Hau"): Einfach allen Unsinn niederschreiben, Buchdeckel drumherum und ab dafür.

In 26 kurzen Geschichtchen, Betrachtungen und Selbstgesprächen fabuliert der Endfünfziger Martin über die Dinge, die man ihm auch als handelsüblicher Filmkonsument als diejenigen unterstellen würde, die er am besten kennt: Drogen, Starlets, Produzenten. Am Rande bekommen Galeristen, Autoren, der MENSA-Club (tolle Geschichte!) und einige andere augenzwinkernd ihr Fett weg.

Durchaus amüsant geschrieben, manchmal sogar überaus intelligent, gelegentlich allerdings auch etwas platt führt Martin in eine Gedankenwelt, die letztendlich aber nicht verstehbar wird, weil Zusammenhänge völlig fehlen. Denn es *ist* Unsinn und bleibt Unsinn, was er schreibt, wenn er sich etwa dem Y3(!)K-Bug widmet, dem philosophischen Problem "Schrödingers Katze" oder der Schreibsperre in "Schreiben ist einfach": "Schreiben ist die einfachste, müheloseste und vergnüglichste Art, sich auf künstlerische Weise die Zeit zu vertreiben. Im Augenblick sitze ich beispielsweise gerade in meinem Rosengarten und schreibe auf meinem neuen Computer. Zu jeder Rose gehört eine Geschichte, ich habe also immer etwas, worüber ich schreiben kann. Ich schaue tief in die Rose hinein, lese ihre Geschichte und schreibe sie auf, das heißt, ich *tippe* - was ich ja sowieso gerne tue. Ich könnte auch >>kjfiu jowemvm jww<< tippen, und es würde mir genausoviel Spaß machen, wie etwas Sinnvolles zu tippen. Ich genieße einfach das Gefühl, wenn meine Finger über die Tasten tanzen. Es stimmt, mitunter überfällt den Schriftsteller tiefe Verzweiflung. In solchen Augenblicken höre ich auf zu schreiben und entspanne mich bein einem Kaffee in meinem Lieblingsrestaurant, wohlwissend, daß man Worte ändern, neu überdenken, umstellen und natürlich auch ganz und gar streichen kann. Für einen Maler gibt es diesen Luxus nicht. Wenn er einen Kaffee trinken geht, trocknet die Farbe zu einer harten Masse."
Amüsante Lektüre für zwischendurch, und zwischendurch ein paar echte Highlights.

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