Solokows Universum. Roman.
Leon de Winter, Diogenes 2001




Der Russe Saschka Solokow, Physiker und Raumfahrtingenieur, wird im Jahr 1990 Zeuge eines Mordes. Solokow lebt zu diesem Zeitpunkt in Israel, in Tel Aviv, und arbeitet als Straßenkehrer, wenn er nicht flaschenweise Wodka säuft. Der Mord, den er beobachtet, wird am hellichten Tag begangen - und der Mörder scheint Solokows Jugendfreund Lew Lesjawa zu sein, der Mensch, der Solokows Werdegang maßgeblich beeinflußt hat, mit dem er gemeinsam im "Sternenstädtchen" scheiterte, der, wie er selbst, in die Verbannung mußte, nach dem Absturz der gigantischen Rakete, ihres ehrgeizigsten Projektes. Solokow ist ein Prinzipienreiter, einer, der nicht dazu in der Lage ist, einen Schritt beiseite zu machen, ein anderes Paradigma zu erwägen - er ist brillant, aber voller Furcht. Lew hingegen ist ein Abenteurertyp, ein Lebemann.

Doch Solokow kann nicht glauben, seinem verschollenen Freund begegnet zu sein. Als er die Geschehnisse in einer gigantischen Wodkaorgie zu ertränken versucht, tritt Lesjawa tatsächlich auf den Plan, rettet den arbeitslosen Physiker vor dem Totalabsturz, zieht ihn in seine Geschäfte: Geschäfte mit Waffen. Doch nichts ist, wie es zu sein scheint, und Solokow wird fast das Opfer einer Intrige.

De Winter erzählt einen Kriminalroman und einen Entwicklungsroman. Gleichzeitig ist "Solokows Universum" ein Essay über Israel, das Judentum und die Diaspora - insbesondere aber über die Definition der Juden, ihre Selbstdefinition. In diesem etwas wilden Gemisch verliert sich die Geschichte gelegentlich etwas, aber es bleibt - wie immer bei de Winter - trotzdem spannend, lehrreich und wortgewaltig erzählt. Nur das Ende - nun, das Ende. Auch das ist - leider, müßte man sagen - eigentlich wie immer bei de Winter.


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