Big Trouble.
Roman.
Dave Barry, Eichborn 2001

 

Stephen King wird im Klappentext mit den Worten zitiert: "Das lustigste Buch, das ich in den letzten vierzig Jahren gelesen habe."
Nun, meine eigene Leseerfahrung reicht nicht so weit zurück, aber ich habe schon durchaus lustigere Bücher gelesen, auch kürzlich: "Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär" (Moers) etwa, einiges von Adams, Pratchett, Hornby, Fry, vor allem aber "Gier" von Martin Amis, "London Fields" des gleichen Autors und viele, viele andere. Ich habe die gleichfalls im Klappentext als notwendiges Hilfsmittel angeordneten Matratzen um meinen Sitzplatz herum nicht benötigt, denn ich bin nicht vor lachen vom Stuhl gefallen. Ein paar Male geschmunzelt, gekichert. Mehr nicht.

Miami ist eine schrille Stadt, in der das Verbrechen so präsent ist, wie andernorts - zum Beispiel in Venedig - Tauben, Straßenbäume (Berlin), Lärm (New York) oder Hitze (Dubai). Deshalb ist die Stadt ein guter Schauplatz für eine Komödie, in der Verbrechen über Verbrechen stattfinden, sogar im Rahmen von Highschool-Spielen. Der junge Matt hat den Auftrag, seine Klassenkameradin Jenny umzubringen, vor einem Zeugen, *genau* einem Zeugen, allerdings nur spielerisch, mit einer dieser monströsen Wasserpistolen, die noch auf zwanzig Meter Entfernung eine einzige Facette eines Fliegenauges zu benetzen in der Lage sind. Und einer echten MP zum Verwechseln ähnlich. Matt schliddert mit seinem Kumpel Andrew, seinem Zeugen, dabei in einen echten Mordanschlag, auf Arthur Herk, den korrupten Baumanager, Jennys Vater. Verwirrung kommt auf, obwohl die beiden echten Profikiller schlußendlich nur den Fernseher töten, übrigens nicht den einzigen im Verlauf des Buches, und das rasante Geschehen nimmt seinen Fortgang. Die weiteren Protagonisten werden nachgereicht: Matts Vater, der nach seinem Scheitern als Journalist eine popelige Werbeagentur gegründet hat, die sich insbesondere mit dem Besonders Anstrengenden Kunden ("TITTEN! Ich will TITTEN!") herumschlägt, Anna, die grünäugige und überaus attraktive Frau Herks, Snake und Eddie, eigentlich Penner, aber ambitioniert im Hinblick auf eine Karriere im organisierten Verbrechen, Puggy, ein freundlicher Penner, Monica und Walter, die üblichen Cops, Baker, ein Detective, zwei FBI-Agenten, eine Python, Roger, der debile Hund der Herks, eine monströse Kröte, eine Atombombe, pickelige Jungpiloten, russische Waffenhändler und und und.

Barry baut eine vielfach verflochtene, aber übersichtliche, weil in ihrer Verknüpfung straight-konsequente Handlung auf, die nur darauf abzielt, den Leser zum Lachen zu bringen, nichts weiter, weshalb alle Figuren auch nur angedeutet werden. Eine skurrile Wendung jagt die andere, jedes erwähnte Detail hat irgendwo, irgendwann später Bedeutung, und am Ende, bei einer aberwitzigen Schlußsequenz auf dem Flughafen von Miami, treffen sich (fast) alle wieder. Zwischendrin gibt's reichlich Wort- und Situationswitz, aber leider nur in der Qualität einer etwas intelligenteren Sitcom, "Dharma und Greg" vielleicht - mit einigen Ausnahmen, etwa dem sehr witzigen adiointerview mit dem Gator-Fan. Und es gibt Anmerkungen und Erläuterungen, die ein augenzwinkerndes Nicken herauslocken. Viele von diesen. Nicht zu vergessen auch die Tatsache, daß die Handlung bei aller Rasanz und Skurrilität niemals wirklich unglaubwürdig wird, was ein ziemliches Kunststück ist.

"Big trouble" hat in Amerika monatelang vordere Plätze auf den Bestsellerlisten belegt, und es *ist* ja auch ein feines, amüsantes, sehr leicht lesbares Buch aus der Kategorie "Rein-raus", Fast Food; aber es ist kein Brüller, wie uns Stephen King glauben machen will. King wird übrigens, und dies nur am Rande, zweimal im Buch erwähnt: Neben dem Klappentext auch noch bei den Danksagungen, denn er ist mit Dave Barry eng befreundet.



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