Terrorist. Roman.
John Updike, Rowohlt August 2006


Wake me up when september ends

Ahmed ist ein guter Schüler, sieht gut aus, kleidet sich immer gleich - schwarze Röhrenjeans, weißes Hemd. Sein (jüdischer) Schulberater Jack Levy möchte ihn dazu bringen, die akademische Laufbahn einzuschlagen, aber Ahmed will lieber Lastwagenfahrer werden. Seit seinem dreizehnten Lebensjahr ist der uneheliche Sohn einer Malerin und eines Arabers, den Ahmed nur von Fotos kennt, gläubiger Muslim. Regelmäßig geht er zu seinem Imam Scheich Raschid, der ihn die Suren des Koran auswendig lernen läßt. Ahmed verachtet die amerikanische Gesellschaft, den Konsumterror, das deprimierende Dasein der Unterschichten, aber er mag seine dralle, schwarzhäutige Mitschülerin, auch noch, als sie nach der Schulzeit für ihren Freund Tyron anschaffen geht. Er wird Fahrer beim Gebrauchtmöbelhaus "Excellency", das sich als Keimzelle des Terrorismus' entpuppt. Ahmed wird zum Gotteskrieger, und am Jahrestag von 9/11 soll er einen Anschlag auf den Lincoln-Tunnel verüben.

Weiß der Geier, was sich Updike bei diesem Buch gedacht hat. Während er durchaus sorgfältig und anschaulich die Vitae seiner Hauptfiguren aufbaut, geht der dahinterstehende Gedanke ganz fürchterlich den Bach runter, weil sich der Autor in Klischees verstrickt und letztlich nur genau das liefert, was die Medienwirklichkeit vorgegeben hat. "Terrorist" ist schlußendlich eine Kolportage, eine Bestätigung aller Vorurteile. Zwar lesbar, weil es Updike einfach nicht gelingen kann, einen inhaltlich UND sprachlich mißlungenen Roman vorzulegen, aber mit so fader, direkter Botschaft, unspannender Entwicklung und fragwürdiger Fundamentierung, daß mit diesem Buch der eigentlich verdiente Literatur-Nobelpreis in weite Ferne gerückt sein dürfte. Die Idee, die Perspektive eines (vermeintlichen) Terroristen zu wählen, ohne zu werten, mag durchaus ihren Reiz gehabt haben, aber Updike gelingt das Experiment nicht, weil er nicht mehr wagt, als möglich ist, ohne echte Risiken einzugehen. Kein Diskussionsbeitrag zum aktuellen Weltgeschehen, sondern eine simple, auf der BILD- und CNN-Wirklichkeit aufbauende Geschichte, die am Tellerrand hängenbleibt.

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