Ein sturer Hund. Roman.
Heinrich Steinfest, Piper 2003



Steinfest stammt aus Österreich und lebt in Stuttgart, ebenso geht es seinem Protagonisten, dem einarmigen Detektiv Markus Cheng, der im vorliegenden Buch in einer seltsamen Ritualmordserie ermittelt. Doch eins nach dem anderen.

Moritz Mortensen, Frührentner und Erbe, hat drei Romane geschrieben, die kein Mensch lesen will. Nachmittagelang sitzt er in der öffentlichen Bibliothek und beobachtet die Rücken der eigenen Bücher - bei denen er höchstselbst dafür gesorgt hat, daß sie dort verfügbar sind. Und dann geschieht es: Ein junger Mann borgt sie aus, alle drei. Der Autor folgt dem Leser, heftet sich an dessen Fersen, zunächst in eine Bar, dann bis zu seinem Haus. Dort, im Dunkeln verborgen, beobachtet der Schriftsteller einen Mord, die Köpfung seines einzigen Lesers. Da die Umstände etwas merkwürdig sind, geht Mortensen nicht zur Polizei, sondern zu Cheng. Die Suche nach dem Mörder wird zum Rennen gegen die Zeit - der Täter hat seine Opfer zuvor portraitiert, und als Cheng sein eigenes Portrait findet, wird die Sache eng.

Zugegeben, der Plot des Krimis - und auch seine Auflösung - ist nicht sonderlich originell, aber das gleicht Steinfest durch seine sehr eigene Sprache, die wunderbare, detailreiche Beobachtung, die feine Zeichnung seiner Figuren und viele überraschende Einfälle wieder aus. Vor allem sprachlich ist "Ein sturer Hund" sehr unkonventionell - und atmosphärisch enorm dicht; anfangs glaubt man, sich in einer anderen Zeit zu befinden, den Diktion und Stil wirken nostalgisch, aber keineswegs angestaubt. Ohne Übertreibung: Thomas Mann goes Wolf Haas.
Jedenfalls ein großes Lesevergnügen, nicht nur für Krimifans.

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