Der Stadtfeind Nr. 1. Roman.
Johnathan Tropper, Lübbe 2004
Joe ist ein erfolgreicher Schriftsteller - er hat einen Bestseller über seine Jugend geschrieben, die in den Achtzigern in einem Provinznest mit dem wunderbaren Namen "Bush Falls" stattfand, das Buch gleichen Titels hat sich vieltausendfach verkauft und ist - natürlich mit Leonardo di Caprio in der Hauptrolle - verfilmt worden. Joe lebt als zynischer, promisker und irgendwie zielloser Autor in New York, hadert mit den faden Ideen für einen Folgeroman und weiß, wenn er ehrlich zu sich ist, eigentlich nicht so recht etwas mit seinem Leben anzufangen. Da erhält er die Nachricht, daß sein Vater im Sterben liegt. Joe kehrt nach Bush Falls zurück, in die Stadt, deren Einwohner er zu den fragwürdigen Helden seines Erfolgsromans gemacht hat. Er begegnet den Geistern aus seiner Jugend, der einzigen wahren Liebe, die er je erlebt hat, und einer Front aus Haß und Ablehnung - schließlich gab es kaum jemanden, an dem er ein gutes Haar gelassen hat.
Das Buch beginnt zynisch und larmoyant, und dann ändert sich plötzlich alles. Während Tropper in einer Parallelhandlung die Erlebnisse seiner Jugend berichtet, also den Inhalt von "Bush Falls" wiedergibt, erzählt er davon, was aus dem schwulen Basketballstar, dem ruppigen, allmächtigen Trainer, den Orten seiner Kindheit und den ehemaligen Freunden geworden ist. Der Ton schlägt um, und dann liest man auf einmal ein überaus warmherziges, lebensbejahendes Buch. Natürlich wird am Ende fast alles gut, aber der Weg dahin ist beschwerlich und nur mit dem einen oder anderen Sprung über den eigenen Schatten zu bewältigen.
Troppers zweiter Roman liest sich flüssig weg und macht einfach großen Spaß. Ein romantisches und humorvolles Buch über Liebe, Freundschaft, die Achtziger, die Qualen des Kleinstadtlebens und, tatsächlich, den Sinn des ganzen. Richtig gut!