Spieltrieb. Roman.
Juli Zeh, Schöffling (September 2004)


Metapherngewitter

Die (vermeintlich) hyperintelligente Ada ist fünfzehn, hat zwei Klassen übersprungen, mußte aber die Schule wechseln, und jetzt ist sie am Bonner Ernst-Bloch-Gymnasium gelandet, wie auch Alev, der volljährige, hypersmarte Halbägypter, dessen Eloquenz einen jeden sofort in den Bann schlägt, und auch größer gewachsene Menschen kleiner erscheinen läßt, wie Zeh nicht müde wird, zu behaupten. Die beiden arrangieren sich auf obskure Art, irgendwo zwischen Verachtung, Respekt, Freundschaft und Abhängigkeit, und ihre selbstgesetzte Aufgabe wird das Spiel um die Vernichtung des freundlichen, polnischstämmigen Lehrers Szymon Smutek. Ada liefert die Geschosse, Alev schießt, und all das nur, weil die Langeweile des wertefreien Daseins kaum angemessene Beschäftigungen bietet für zwei so außerordentliche Sonderlinge, Archetypen einer Generation, wie Juli Zeh uns weiszumachen versucht.

Denn der fast sechshundert Seiten starke Schmöker ist letztlich nur eines, nämlich eine metaphernüberfrachtete Selbstdarstellung der Autorin. Die Figuren funktionieren nicht und sind hanebüchen unglaubwürdig, die Handlung wird daherbehauptet, während Dialoge und szenische Darstellungen nur marginal belegen, was nach Autorinnenmeinung geschieht. Damit auch jene verstehen, denen die sperrige, überlastete Sprache so sehr im Weg steht, wie der "breitbeinige Donnerstag dem Freitag", liefert sie am Ende ein mehrseitiges Plädoyer der Protagonistin, in dem zum zigsten Mal unterstrichen wird, was der totale Werteverlust zur Folge hat, haben wird: Eine Spaß- und Spielgesellschaft ohne Tabus. Das mag auch alles noch angehen, aber die zehsche Sprache verklebt diese philosophische und inhaltlich durchaus intelligente Collage zu einem ungenießbaren, breiigen Monster, das ausschließlich Widerwillen auslöst.

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