Mein Leben als Show. Roman.
John O'Farrell, Knaur Lemon 2004


Jimmy Conway ist fünfunddreißig und lebt in einem äußerst langweiligen Badeort im Süden Englands. Er unterrichtet desinteressierte Einwanderer halbtags in ihrer neuen Heimatsprache, abends trifft er sich mit seinen Kumpels im Pub - das ist sein Tagesablauf. Als Kind träumte Conway davon, dereinst ein Showstar zu werden, mit fünfzehn schrieb er Briefe an sein zukünftiges Ich, liebenswert-naive Mahnungen davor, die Bodenhaftung nicht zu verlieren, wenn die Berühmtheit so groß ist, daß ein normales Leben nicht mehr möglich scheint.

Am Tag vor dessen Tod begegnet Jimmy dem Comedy-Superstar Billy Scrivens, der seinen Wochenendsitz im besagten Kaff hat - sie treffen sich nur kurz, beim Jogging. Durch eine Verkettung auch durch Jimmy lancierter Umstände gilt er plötzlich als naher Freund des Verstorbenen Billy, wird zur Beerdigung eingeladen, lernt die bildschöne Witwe kennen - und eine Zeitungsreporterin, der er vorflunkert, selbst Comedian zu sein, einer, der überraschend in verschiedenen Clubs auftritt, niemals im Fernsehen, und eine gigantische Fangemeinde hat. Zwei Wochen später erscheint ein doppelseitiges Feature über Jimmy, für das er gefaktes Material vorgelegt hat - und die Dinge nehmen ihren Lauf. Ohne etwas zu verraten, denn das Buch beginnt mit dieser Szene: Jimmy wird schließlich in der Royal Albert Hall auftreten, vor großem Publikum und live im Fernsehen. Der Pferdefuß: Bis dahin hat er niemals auf einer Bühne gestanden, geschweige denn je ein Comedy-Programm präsentiert ...

Das sehr liebevolle, äußerst amüsante und fein beobachtete Buch erzählt über Träume, die Fallstricke der Popularität, macht sich über die "Szene" lustig und die Mechanismen der Medienkultur. Sein tolpatischer, aber gutmeinender Held erzählt brüllend komisch und findet hinreißende Bilder für die Geschehnisse, in die er selbst und seine Freunde geraten, aber es gelingt ihm nicht, all das in eine "Show" zu packen - eine Show, die er letztlich abliefern werden muß, vor einem Millionenpublikum, das so viel von Jimmy Conway gehört hat, ihn aber noch nie auf der Bühne gesehen hat. Ein fabelhafter, liebenswerter Schmöker, den man nicht mehr aus der Hand legt.

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