Seegrund.
Roman.
Klüpfel/Kobr, Piper, Januar 2008

Der gemütliche und etwas weltfremde Kommissar Klupfinger macht gleich zwei Entdeckungen kurz nacheinander: Zuerst muss er feststellen, dass die Freundin seines Sohnes Japanerin ist, und kurz darauf findet er einen verunfallten Taucher beim Familienspaziergang am Alatsee. Da es tiefer Winter ist und der Taucher in einer Blutlache zu liegen scheint, was sich allerdings wenig später als Trugschluss herausstellt, beginnen quasi umgehend die Ermittlungen. Dabei wird Klupfinger gegen seinen Willen von einer kettenrauchenden, androgynen Füssener Kollegin unterstützt. Die Suche nach den Hintergründen führt zurück ins Dritte Reich.

Mit dem Erfolg der Reihe um den korpulenten Polizisten aus dem Allgäu, der in den ersten beiden Bänden noch Fälle zu ermitteln hatte, die über einen regionalen Bezug verfügten, meinen die Autoren offenbar, auch spektakulärere Kriminalgeschichten auffahren zu müssen, aber damit tun sie sich meiner Meinung nach keinen Gefallen. Der Reiz der Regionalkrimis bestand gerade darin, dass es um Verbrechen ging, die mit dem Umfeld zu tun hatten; Crimestorys, die mit Verschwörungen, Nazi-Altlasten und vergleichbarem arbeiten, bekommt man allenthalben zuhauf serviert. Klüpfel und Kobr legen allerdings noch drauf: Die spießige Merkbefreitheit und das tollpatschige Gebaren des Ermittlerhelden wird auf die Spitze getrieben und kippt nicht selten in puren Slapstick um. Auf diese Art wird ihre Hauptfigur unsympathisch und, vor allem, unglaubwürdig, denn einem Kommissar, ob ländlich oder großstädtisch, der bei jeder Gelegenheit "hochrot" (ich habe irgendwann aufgehört, mitzuzählen) wird und von einer peinlichen Situation in die nächste tapert, nimmt man früher oder später die brillanten Schlussfolgerungen nicht mehr ab. Zudem endet die Geschichte vorhersehbar, ist also nicht einmal spannend. Und auch der Spaß an der vormals originell erscheinenden, linearen, nicht immer stilsicheren, Perspektiven missachtenden und streckenweise recht zähen Erzählweise schleift sich hier deutlich.

Ich habe übrigens gleich im Anschluss die ersten hundert Seiten des Folgebandes "Laienspiel" gelesen und das Buch dann genervt beiseite gelegt. "Schmierentheater" wäre der bessere Titel gewesen. Der Terror erreicht das Allgäu, und diese Geschichte ist hanebüchen, klischeehaft, unkomisch und in Bezug auf die Figurenzeichnung Kluftingers so überzogen, dass kein Lesespaß mehr bleibt. Ganz im Gegenteil.

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