Die Selbstmord-Schwestern. Roman.
Jeffrey Eugenides, Rowohlt 2005


Das frühere Werk des "Middlesex"-Verfassers und Pulitzer-Preisträgers wird im Klappentext als "sein bestes Buch" klassifiziert. Obwohl ich die Begeisterung für "Middlesex" nicht in gänze teilen konnte, muß ich dem doch widersprechen.

Die Lisbons sind seltsam. Als sich die erste der fünf Töchter umbringt, im Anschluß an eine Party, die die puritanischen und angstvollen Eltern - strengüberwacht - veranstalten, schlägt die Seltsamkeit in Morbidität um. Am Ende des Romans werden sich alle fünf Töchter in den Selbstmord gestürzt haben. Damit nimmt man nichts vorweg, das steht gleich auf den ersten Seiten. Und damit ist auch zusammengefaßt, wovon dieses Buch erzählt.

Die Jungs aus der Nachbarschaft sind fasziniert von den durchaus hübschen, unerreichbahen - aber keineswegs unnahbaren - Schwestern, und deshalb beobachten sie das Lisbon-Haus Tag und Nacht, deuten die Zeichen, suchen den Kontakt. Ganz nebenbei nehmen sie natürlich auch die anderen Veränderungen ihres Umfeldes wahr, das Abholzen der Ulmen, die von Parasiten heimgesucht werden, die Schlammfliegen-Plage, die skurillen Eigenarten der Nachbarn. Sie beobachten hilflos die Stagnation im Hause Lisbon, an deren Ende die unausweichliche Katastrophe stehen wird. Später sammeln sie weitere Informationen und "Beweise", einer von ihnen berichtet schließlich das Geschehen.

Das Buch ist durchaus gut erzählt, aber die Distanz, die zwischen den Schwestern und ihrer Umgebung besteht, läßt sich auch zwischen dem Autor und seinem Stoff feststellen. Der Roman wirkt steril und überkonstruiert; ein Thema, eine Prämisse ließ sich nicht finden, jedenfalls gelang mir das nicht. Die Motivation der Hauptfiguren bleibt weitgehend nebulös, worüber auch noch so vortreffliche Schreibe nicht hinwegtäuscht.

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