Sand und Blut. Roman.
Alexander Wichert, Heyne 2002
Ein Kollege von mir spielt "DSA" - "Das schwarze Auge" -, jenes extrem erfolgreiche Fantasy-Rollenspiel, das in der erdachten Welt "Aventurien" angesiedelt ist und den Heyne-Verlag zu inzwischen fast siebzig Taschenbuch-Romanen zum Thema bewegt hat. Er, mein Kollege, scheint mir ein recht typischer Fall zu sein: Dicke Ringe unter den Augen, ein Nachtaktiver, der sich auch kaum von "Diablo II" und ähnlichen Spieleseuchen loseisen läßt. Nebenher kämpft er mit dem Langschwert in einer Mittelalter-Gruppe. Hat sich ein Kettenhemd selbstgeflochten. Solche Dinge. Ein netter Verrückter.
Daran dachte ich, als ich "Sand und Blut" in die Hände nahm, mich bei einer Hugendubel-Kasse anstellte, an der wenig los war und ein Verkäufer saß, der meiner Meinung nach nicht wissen würde, was ich da kaufte. "Endlich mal wieder ein gutes aus dieser Reihe", sagte der ältere Herr lächelnd. Ich errötete und schämte mich auch ein bißchen.
Mein zweites Vorurteil war, daß ich wohl kaum der Handlung würde folgen können, schließlich wußte ich exakt: Nichts. von der Rollenspiel-Welt "Aventurien", seiner Hafenstadt "Al'Anfa", den Granden und Fama, den Sklaven, Halborks, Magiern, Gladiatoren, all diesen Dingen, Leuten, Göttern, Verhaltensweisen. Aber "Sand und Blut" machte es mir einfach: Eine sehr übersichtliche, fein erzählte, geradlinige, nichtsdestotrotz überraschende Story um Macht und Intrige, homo- und heterosexuelle Liebe, Kampf, Freiheit und Träume, die auch für einen Nicht-DSAler gut zu verstehen und sehr unterhaltsam zu lesen ist. Wahrscheinlich eine Perle aus der Reihe, aber vielleicht ist auch das nur ein Vorurteil. Jedenfalls machte die Lektüre großen Spaß, fesselte sogar, und ohne Orks wäre das Buch auch als historischer Unterhaltungsroman über das alte Rom durchgegangen.