Russendisko.
Erzählungen.
Wladimir Kaminer, Goldmann 2002

 

Kaminer ist ein Klassetyp. Ich hab mich schlappgelacht, als er bei Alfred Biolek in irgendeiner von dessen Sendungen saß (Bios Bahnhof? Nee, gibt's nicht mehr. Wie heißt das jetzt? Bios Bushaltestelle? Jedenfalls wurde nicht gekocht) und als Vertreter der Vereinigung arbeitsscheuer Deutschrussen (oder so) sprach - und den guten Biolek reichlich verwirrte. Na ja.

"Russendisko" ist eine halbauthentische Sammlung kleiner - manchmal reichlich kleiner - Anekdoten aus den vergangenen zehn, zwölf Jahren, salopp heruntererzählt, sprachlich nicht sonderlich anspruchsvoll, gelegentlich amüsant, stellenweise interessant, aber insgesamt doch eher mittelmäßig. Gutes Stichwort: Mediokre und schillernde Typen geben im Wechsel die Protagonisten sehr kurzer Stories über Russland, Berlin, Künstler, Arbeitslosigkeit, saufen undsoweiter. Als roter Faden zieht sich Kaminers Biographie durch die Geschichten, die Erlebnisse der Eltern, der Wohnsitzwechsel nach Berlin-Marzahn, jener Freund, jene Freundin, hier ein bißchen Filmgeschichte, da ein bißchen Arbeitsamt. Das liest sich so 'runter, in feine, minimalistische Häppchen aufgeteilt, aber von Vorspeisen wird man nur selten satt. Wirklich spannend ist das nicht, und auch nicht sonderlich originell, allerdings mag die Sammlung für Nicht-Berliner durchaus interessant sein. Daß die Italiener beim Italiener eigentlich Griechen sind und die Türken in der Kebapbude Albaner - keine Neuigkeit, für mich.

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Übersicht: Tom Liehr

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