Riven Rock. Roman.
Tom Coraghessan Boyle, DTV 2000 (HC)



In Zügen wunderschön, aber irgendwie fleischlos.

Boyle setzt - wie in "Wassermusik", seinem definitv besten Buch - eine reale Biographie auf seine spezielle Art um, aber bei "Riven Rock" bleibt der Leser ob des handlungsarmen Plots dabei ein wenig auf der Strecke.
Der Millionenerbe Stanley, Sohn des Erfinders der Mähmaschine, leidet unter schweren Psychiosen, die den vielversprechenden jungen Mann kurz nach seiner Hochzeit zunächst zum Katatoniker und bis in sein hohes Alter zum aussichtslosen Pflegefall werden lassen. Kontakt mit Frauen löst bei Stanley heftige, zutiefst agressive Reaktionen aus, weshalb seine behandelnden Ärzte - ein bunt wechselndes Sammelsurium von Nervenärzten zu Zeiten der beginnenden Psychoanalyse - ihm den Kontakt mit Frauen völlig versagen.

Eingesperrt im kalifornischen Herrensitz "Riven Rock", ursprünglich gebaut für die ebenfalls geistesgestörte Schwester, fristet der Protagonist ein armseliges, aber heftig umsorgtes Dasein, während zur Therapierung seiner Krankheit quasi nichts passiert. Seine Frau Katherine, kurz vor dem Zusammenbuch geheiratet, opfert sich in einem jahrzehntelangen Kampf auf, und wird ganz nebenbei Vorkämpferin für die Gleichberechtigung im beginnenden zwanzigsten Jahrhundert, während ihr der mittelbare Kontakt mit dem eigenen Mann versagt bleibt.

Geschildert wird diese höhepunktearme Geschichte aus der Sicht des kranken Stanley, seiner Frau Katherine und des proletarischen Oberpflegers O'Kane. Die Nebenhandlung um die Lebensgestaltung des entscheidungsunfreudigen, attraktiven und lüsternen Pflegers wird mehr und mehr zum Hauptanziehungspunkt dieses Buches, das zwar mit Detailreichtum, einringlichen und wunderschönen Sentenzen und einer sauberen Erzählstruktur glänzt, dem es jedoch an Witz und Spannung - für Boyles Verhältnisse - massiv mangelt. Boyle erkämpft sich einen Arbeitssieg, der ein wenig fad ausfällt. Zwar Pflicht für Boyle-Fans, aber insgesamt etwas fleischlos.

bestellen

zurück

©Tom Liehr - http://www.tom-liehr.de - Kontakt