Der Reinfall. Roman.
Carl Hiaasen, Goldmann 2008
Kein Reinfall
Die hübsche Joey ist mit Chaz Perrone verheiratet, aber die Ehe ist langweilig - nur im Bett macht es Joey Spaß. Während sie sich fragt, ob es wirklich eine gute Idee war, den zwar attraktiven, aber glatten, manchmal etwas tumben und verblüffend wenig an Umweltthemen interessierten Meeresbiologen zu heiraten, plant dieser ihren Tod. Auf einer Kreuzfahrt anlässlich des zweiten Hochzeitstages stößt Chaz die Ehefrau vom Dampfer. Aber Joey, die mal Wettkampfschwimmerin war, überlebt, und wird von einem Aussteiger gerettet, der eine ansonsten einsame Insel bewohnt. Gemeinsam mit dem Ex-Polizisten plant sie die Rache an ihrem Ehemann - der nichts davon ahnt, dass Joey, an einen Ballen Marihuana geklammert, den Atlantikfluten entkommen ist.
Vor allem aber treibt Joey die Frage nach dem Warum an: Sie ist zwar reich, hat aber mit Chaz einen Ehevertrag abgeschlossen, außerdem würde sie ihr Vermögen einer Tierschutzorganisation vermachen. Das weiß selbst Chaz. Wäre dann nicht eine Scheidung einfacher gewesen? Das fragt sich auch Karl Rovlaag, der wachsame Ermittler, der dem unsympathischen Chaz die Sache mit dem Unglücksfall nicht so recht glauben will.
Joey und ihr Retter Mick Stranahan finden bald heraus, dass Chaz in einen Umweltskandal verwickelt ist - als Biologe ist er für die Überprüfung der Wasserqualität in einem bestimmten Abschnitt der Everglades zuständig, und genau dort liegt die gewaltige Gemüsefarm von "Red" Hammernut - der Chaz jüngst einen teuren Geländewagen geschenkt hat. Als Joey und Mick eine Erpressung vortäuschen, überschlagen sich die Ereignisse …
Der zwar linear, aber flockig und meistens rasant erzählte Roman müht sich um Situationskomik im Stil von Tom Sharpe, allerdings müht er sich hier und da etwas zu sehr. Aus dem glatten und anfangs nicht nur dummen Meeresbiologen, der allerdings keine Ahnung hat, in welche Richtung der Golfstrom fließt, wird ein echter Depp, der von einer Katastrophe in die nächste stolpert, immer die falschen verdächtigt, sich pausenlos lächerlich macht und nicht die geringste Gegenwehr zeigt. Das ist zwar lustig, wirkt aber nicht selten schmerzhaft übertrieben - Wachtmeister Els lässt grüßen. Außerdem ist er dadurch kein Gegner auf Augenhöhe mehr, und seine Widersacher haben letztlich leichtes - und vorhersehbares - Spiel.
Ein solides, nicht immer stimmiges Unterhaltungsbuch mit Thriller- und Krimielementen - und einer Prise Gesellschaftskritik. Kein Reinfall, aber auch nicht DER Überbringer.