Place de la Bastille.
Roman.
Leon de Winter, Diogenes (März 2008)

Der geschichtsträchtige Platz in Paris, der an die französische Revolution erinnert, spielt metaphorisch wie mittelbar eine wesentliche Rolle in de Winters frühem Roman, der 1981 entstanden und erst vor kurzem in Deutschland veröffentlicht worden ist. Das recht kurze Buch erzählt von Paul de Witt, einem Erdkundelehrer in Amsterdam, der auf der Recherchereise für ein Buchprojekt Pauline begegnet, einer jungen Französin, mit der er eine intensive Affäre beginnt. Während der zwei Wochen in Paris entsteht auf dem Place de la Bastille ein Foto, auf dem Paul später seinen verloren geglaubten Zwillingsbruder zu erkennen meint. Fortan ist Paul nicht mehr der selbe. Seine Frau Mieke regt ein halbes Jahr später, als der Ehemann sein Leben erkennbar schleifen lässt, an, er möge die Reise doch wiederholen, um das Buchprojekt beenden zu können. Wieder begleitet ihn Pauline, und Paul wird von dieser Reise nicht zurückkehren.

Ich bin ein großer Verehrer von de Winters Romanen, aber diesem Frühwerk fehlt so gut wie alles, was seine späteren Bücher ausgezeichnet hat. Die Geschichte wirkt verfahren, nachgerade verheddert, kann sich nicht entscheiden, erzählt zuweilen an der eigenen Thematik - was wäre passiert, wenn - weit vorbei. Das Buch müht sich um Reife, um reflektierende Distanz, wirkt aber immer nur larmoyant, manchmal aufgesetzt, dann unstrukturiert und ist insgesamt, leider, ziemlich langweilig. Muss man haben, um die Sammlung zu vervollständigen, aber alle anderen de-Winter-Bücher sind deutlich besser.

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