Paradies. Roman.
A. L. Kennedy, Wagenbach 2005
Sollte ich irgendwann eine Liste meiner Lieblingsbücher zusammenstellen, wäre der 2004 erschienene Roman "Alles was du brauchst" von A. L. Kennedy auf jeden Fall dabei. Und ebenso sicher wäre es dieser hier nicht.
Hannah ist vierzig, Hannah ist Alkoholikerin. Die Fixpunkte ihres Lebens sind das Pub und Robert, ihr Freund. Hannah hat zwar einen Job, den sie im Lauf des Romans verliert, um ausgerechnet als Barfrau anzufangen. Sie hat auch Familie, etwa Simon, den Bruder, der einem völlig konträren Lebensparadigma folgt, und gelegentlich als Retter einspringt. Oder die Eltern, die in Erwartung immer neuer Hannah-Katastrophen zuhause zu hocken scheinen. Aber sonst funktioniert in ihrem Leben nichts, jedenfalls, wenn sie nicht besoffen ist. Therapieversuche scheitern, und am Ende steht eine Art Delirium - auch literarischer Art.
Ich habe wirklich versucht, diesem Buch eine Chance zu geben, nicht zuletzt, weil mich "Alles was du brauchst" so begeistert, vereinnahmt, berührt hatte. Es ist mir nicht gelungen. Hannah wirkt gekünstelt, unsauber skizziert, überintellektuell, dann wieder zu lyrisch. Ihre Probleme kommen nicht nahe, weil sie in Formulierungen ertrinken. Es ist, als hätte Kennedy einfach nicht gewußt, über wen sie da schreibt. Schlimm, daß sogar Langeweile aufkommt. Es ist mir nicht bekannt, ob diese Geschichte authentische oder autobiografische Züge hat, jedenfalls wirkt es nicht so - ganz im Gegenteil. Unauthentisch, unecht: "So stelle ich mir eine Alkoholikerin vor." Hannahs Reflexionen aber passen da nicht hinein, obwohl einige von ihnen durchaus spannend, interessant und lesenswert sind. Die Geschichte insgesamt ist es nicht.