Mittendrin. Berlinroman.
Martin Schacht, Rowohlt 2002
Felix ist ein Landei, und als er nach Berlin kommt, kennt er nur Tom, den Drogendealer, und Vera, die fast schon abgehalfterte Discoqueen. Felix sieht fantastisch aus, ist ganz unlandeimäßig rechtschaffen abgebrüht. Was noch zum Erfolg fehlt, läßt sich locker mit ein wenig Kokain ausgleichen. Außerdem sind da noch Marc, der aufstrebende Modedesigner, Stella, die etwas ludermäßige Eventmanagerin, Hanno, der dickliche, aber extrem erfolgreiche Agenturbetreiber, Rolf, der schwule Modezar. Auf Parties und Events trifft sich die handvoll Protagonisten, es wird gefickt, intrigiert, gekokst und viel Unsinn geschwafelt. Einige weitere Figuren ergänzen das Sammelsurium, aber erwähnenswerte Unterschiede gibt es nicht.Das Buch hat den Untertitel "Berlinroman". Er spielt in Mitte, im Umfeld der Schicki- und Touristenecke rund um die Hackeschen Höfe, in den Clubs, Lofts und angesagten Locations. Schacht reduziert die Figuren weitgehend auf die zweckorientierte Interaktion, was dem ganzen einen Puppenspiel-Touch gibt. Denn sie sind Puppen, willfährige Opfer ihres notorischen Zwanges, dazuzugehören, Bestandteil einer Clique zu sein, die von sich glaubt, Motor, vielleicht sogar Höhepunkt der kulturellen Entwicklung zu sein. Einer überaus vergänglichen Entwicklung, denn Marcs Modekarriere endet, bevor sie beginnt, und Felix' Erfolg bei einer Daily Soap hat auch eher die Qualität und Halbwertszeit eines Kokain-Kicks.
Das Büchlein enthält eine Vielzahl von Anspielungen auf existierende "Persönlichkeiten", Leute, die in den Klatschspalten der Stadtmagazine auftauchen, von den Türstehern der angesagten Clubs an der Schlange vorbeigewunken werden, hip, in, trendy sind. Ihre Vergänglichkeit ist auch ihre Lächerlichkeit - das Leben als reine Außendarstellung endet mit dem Wegfallen der Rezeption durch Dritte. Ohne das Fußvolk könnten solche Leute nicht existieren, was sie nicht daran hindert, reichlich nach unten zu treten - eine gängige Interpretation des Begriffes. Nur: Das Fußvolk marschiert weiter, während die hippen Trendsetter nach dem Sperren der Amex "Centurion" ihre äußere und innere Bedeutung vollständig verlieren.
Das ganze ist flott heruntererzählt, aber die unsatirische Oberflächlichkeit der Figuren nimmt dem Buch, das nicht wirklich ein Berlinroman ist, seinen Witz - als wäre es explizit für diese Leute geschrieben worden und nicht für eine Veröffentlichung gedacht gewesen. Schacht schreibt locker im Kolumnen-Stil, aber die Geschichte hat leider auch nicht mehr Tiefgang, als die letzte Seite der BILD.