Maurice, der Kater. Roman.
Terry Pratchett, Goldmann 2004


"Ein Märchen von der Scheibenwelt" lautet der Untertitel dieses Häppchens für Discworld-Fans, wobei angesichts des Preises eher ein sättigender Happen erwartet würde.
Pratchett erzählt die Geschichte des Rattenfängers von Hameln auf seine Art: Weil sie sich in den Müllhaufen hinter der Unsichtbaren Universität ihr Fressen zusammengesucht haben, sind die Ratten um ihren Anführer "Gekochter Schinken" plötzlich dazu in der Lage, zu denken und zu sprechen. Maurice, der findige Straßenkater, verspeiste versehentlich eine denkfähige Ratten, was ihn ebenfalls mit diesen fragwürdigen Gaben ausstattete. Ratten und Katze begründen eine Zweckgemeinschaft, suchen sich einen "dumm aussehenden Jungen, der Flöte spielen kann", um fortan von Dorf zu Dorf zu ziehen, wo sie Rattenplagen auslösen und anschließend fulminant beenden, gegen 30 Golddollars. Ein einträgliches Geschäft, bis sie in den merkwürdigen Ort "Bad Blintz" kommen, wo die Menschen zwar reich aussehen, aber kaum etwas zu essen haben, weil angeblich Ratten alle Nahrungsmittel stehlen - tatsächlich aber treiben findige Rattenfänger ihr Unwesen. Maurice, seine intelligenten Ratten und Keith, der "dumm aussehende Junge" gehen der Verschwörung auf den Grund ...

Das nur streckenweise witzige, manchmal etwas wirre und trotz der wenigen Seiten auch langatmige Buch erzählt nicht wirklich ein Märchen, sondern mehrere auf einmal, aber irgendwas fehlt. Der Konflikt der Ratten, die, nun denkfähig, viele "rättische" Paradigmen hinterfragen, das Problem der Katze, die nie wieder etwas fressen wird, das sprechen kann, und deshalb jedes Opfer einem Test unterzieht, der bauernschlaue Keith und seine Gehilfin, die märchenerzählende Bügermeistertocher - durchaus ein originelles Setting, aber insgesamt etwas müde, routiniert und ohne großen Spaß erzählt. Nicht wirklich ein Scheibenwelt-Häppchen für zwischendurch, und ohne diesen Hintergrund ein Büchlein, dessen Lektüre nicht lohnt.

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