Lycidas. Roman.
Christoph Marzi, Heyne 2004


Es fällt außerordentlich schwer, die Handlung dieses Fantasy-Romans in wenigen Worten zusammenzufassen - zu umfangreich ist die Zahl der Figuren, der Querverweise, der Handlungsstränge.
Aus einem Londoner Waisenhaus wird ein zweijähriges Kind entführt. Dieses Kind steht im Mittelpunkt der Interessen vieler - der beherrschenden Familien Mushroom und Manderley, der Ratten, einiger Elfen, nicht zuletzt des gefallenen Engels, Lucifer, der unter dem Namen "Lycidas" die Unterwelt Londons beherrscht, womit allerdings keineswegs die organisierte Kriminalität gemeint ist, sondern die "Uralte Metropole", jenes gewaltig große Spiegelbild Londons, hunderte von Metern unter der Stadt, Herberge für abgerissene Gestalten, vor allem aber sagenhafte Figuren aller Art.

Christoph Marzi hat Mythen en Gros eingekauft - und sie allesamt irgendwie in diesem gewaltigen und streckenweise durchaus interessanten Buch untergebracht. Biblische Geschichte und neuzeitliche Legenden reichen sich die Hand, vermengen sich zu einem Pandämonium, das gelegentlich aus dem Ruder zu geraten droht. Der Verstrickungen und Interessen gibt es viele, so viele, daß leider häufig mehr erklärt werden muß als erzählt wird.

Schwierig. Der Roman strotzt vor fantastischen Ideen und liebevoll gezeichneten Figuren, aber er krankt an seiner abgehackten, skurillen Erzählweise, an enervierenden Wiederholungen, an seiner unsauberen Wichtung, der irgendwann nur noch schwer nachzuvollziehenden Verbindung zwischen allen Elementen und Handlungsfäden. Spannung kommt nicht wirklich auf, und auch der Spaß dabei, die vielen Verweise und Zitate zu entdecken und zu entschlüsseln, vergeht irgendwann.

Übrigens hat sich auch bei meinem Exemplar trotz pfleglicher Behandlung der Einband abgelöst.

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