Logoland. Roman.
Max Barry, Heyne 2003



Eine nicht allzu ferne Zukunft: Die Welt steht weitgehend unter der Herrschaft der USA, in denen es nur noch pro Forma eine Regierung gibt und Steuern abgeschafft sind, wo Straftaten nur verfolgt werden, wenn die Geschädigten dies finanzieren können, in denen die Großkonzerne politische Entscheidungen treffen, die Mitarbeiter der Betriebe als Nachnamen denjenigen der Firma tragen, Arbeitslose keinen Familiennamen führen dürfen.
John Nike, der Vizepräsident "Guerilla-Marketing", Abteilung Produkt- Neueinführungen, kommt auf die Idee, den Verkaufsstart der "Mercurys", Paarpreis 2500 Dollar, durch die Erschießung von 10 Kunden eben beim Erwerb der Turnschuhe zu begleiten. Natürlich übernimmt man solche "Jobs" nicht selbst - kurzerhand wird einem kleinen Licht aus der Vertriebsabteilung eine vermeintliche Aufstiegschance geboten. Bevor er weiß, wie ihm geschieht, hat Hack Nike einen Mordauftrag am Hals, einen Vertrag unterschrieben, der ihm bei Nichteinhaltung Schulden bis zum Lebensende bescheren würde. Hack geht zur Polizei, die inzwischen natürlich auch gewerblich arbeitet. Ein freundlicher Officer bietet ihm an, den Auftrag professionell ausführen zu lassen. Letztlich wird es die NRA, die National Riffle Association sein, die ihre Killer in die Nike Towns schickt. Die Kampagne wird zum Erfolg, aber nicht alle Mitglieder der Gesellschaft können sich mit dieser Form des Marketings anfreunden. Dies ist nur der Anfang einer mehrschichtigen, turbulenten und zeitweise recht amüsanten Handlung.

Zeitweise wirkt "Logoland", als wäre es von einem Roboter geschrieben worden. Figuren und Komposition folgen fast schon auffällig den Regeln für Spannungsaufbau und -entwicklung - die Sprache ist angemessen, konsequent, vergleichsweise einfach, die Figuren tragen die Handlung, nicht mehr, nicht weniger. Trotzdem ist das ein ganz flotter, leicht und gut lesbarer Roman, dessen Hauptproblem darin besteht, nicht tatsächlich satirisch zu sein: Der bis zur Selbstaufgabe verinnerlichte Glaube an Konsum, Leistung und Produktion, der bei vielen Amerikanern vorherrscht und soziales Denken häufig auszublenden scheint, läßt den Plot von "Logoland" als relativ nachvollziehbare, konsequente Weiterentwicklung der Jetztsituation erscheinen. Da bleibt das Lachen oft im Halse stecken.

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Übersicht: Tom Liehr

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