Liegen lernen.
Roman.
Frank Goosen, Eichborn 2001 (HC)



Eine Exhälfte des Kabarett-Duos "Tresenlesen", weit über den Pott hinaus bekannt, legt mit "Liegen lernen" (der Titel ist einem Gedicht Robert Gernhardts entliehen) seinen Erstling vor.

"Liegen lernen", das bedeutet in erster Linie: Raus aus dem Entscheidungszwang. Eines der beiden Probleme des Protagonisten Helmut. Das andere ist, fast einmal beim Pissen erschossen worden zu sein, irgendwann in den Achtzigern, auf Klassenreise, an der deutsch-deutschen Grenze. Eine fade und niemals wirklich transparente Figur stellt die eigene Vergangenheit vor, Fernsehen, Musik und Frauen spielen große Rollen (Aha, an "Renn, Buddy, renn!" kann ich mich auch erinnern, und, 'türlich, Barclay James Harvest fanden auch bei uns nur die Weiber klasse, ach, und die Teeorgien, fast schon wieder vergessen), der Protag bewegt sich von der ersten großen Liebe über Freundschaftsverluste und Wiederbegegnungen in die Jetztzeit, ist schließlich irgendwas um die Mitte dreißig.

Das könnte alles auch ganz lustig sein, und vielleicht sogar interessant, wäre der Held plastischer, transparenter, könnte man dieserart die interagierenden Figuren im Verhältnis zu Helmut irgendwie verstehen. Aber das passiert nicht, oder nur marginal. Richtig ärgerlich wird's, als die Anlehnungen aus "High Fidelity" überhand nehmen. Nein, da ist nicht nur die Plattensammlung als zentraler Punkt für Helmuts Selbstdefinition, da werden dann auch - wie bei Hornby - alle Freundinnen nochmal abgeklappert, um herauszukriegen, *warum* - ja, was? Die Antwort bleibt Goosen schuldig.

Es gibt lustige und auch sehr nahegehende Anekdoten in "Liegen lernen", es gibt Abschnitte, die durchaus originell sind, prickelnd, aber das Gros ist müde, selbstverliebt, orientierungslos, langweilig gen Ende. Die Parallelen zu Hornby steigern das Lesevergnügen nicht gerade, das Buch ist insgesamt durchschnittlich, ideenarm und verpufft restlos. Schade.

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