Der Herr der Klinge. Roman.
Douglas Lindsay, Goldmann 2004


Im fünften Roman um den schottischen Frisör, der immer wieder in Massenmorde verwickelt wird, verschlägt es den inzwischen rastlosen Protagonisten nach London, wo er eine Stelle als Hauscoiffeur bei einer Werbeagentur antritt. Bei Bethlehem, Farnsworth & Crane, der siebtgrößten Agentur des Landes, tobt der Krieg um die Führung des Unternehmens. Während der fast sagenumwobene Chef, Thomas Bethlehem, ständig unterwegs ist, versucht nicht nur sein Stellvertreter Garrett, den Laden zu übernehmen. Barney Thomson steigt schon am zweiten Tag in die Führungsriege auf und wird zum "Etatdirektor TV", weil jener - natürlich - Opfer eines Mordanschlags wurde. Während Barney belustig, hauptsächlich aber völlig desinteressiert den kleinen Mobbingattacken bei B, F & C beiwohnt, schlachtet sich eine wundersame Schönheit durch die Chefetage der Agentur. Doch Barney Thomson wäre nicht Barney Thomson, würde er nicht mehr oder weniger zur Aufklärung der Fälle - die ihm dieses Mal ausnahmsweise nicht angelastet werden - beitragen, und dann ist da auch noch die hübsche Polizistin Ashley, die sich in den - von Buch zu Buch attraktiver und pfiffiger werdenden - Frisör verliebt. Und umgekehrt.

Lindsay läßt kein Klischee aus, wirklich kein einziges, und die Darstellung des Lebens und Sterbens in der Agentur wirkt flach, uninspiriert und willkürlich - vergleichbar mit einer dieser müden Vorabendserien wie "GZSZ". Die Figuren, die sich für jedes noch so dämliche, nutzlose oder bereits dutzendfach vorhandene (und nichtsdestotrotz als Neuerung angepriesene) Produkt Strategien und Kampagnen einfallen lassen, ähneln eben jenen Produkten, aber Lindsay hat's einfach ein bißchen sehr übertrieben. Spaß machen die Kapiteleinleitungen, die markige Werbebotschaften für Phantasieprodukte sind, aber jenseits davon plätschert die überzogene und jeglicher Bodenhaftung entbehrende Story, in der Gott und sein Widersacher nicht unerhebliche Rollen spielen (und Barney wieder einmal stirbt und aufersteht), über zu viele Seiten dahin, ohne wirklich zu amüsieren oder intelligent-satirisch zu sein. Lindsay sollte ein Einsehen haben und die ausgereizte Figur endlich wirklich sterben lassen; weder die wundersame Wandlung des Helden, noch die immer gnadenlosere Übertreibung des Geschehens retten die ständig fader werdenden Thomson-Romane.

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