Der Kalligraph des Bischofs. Historischer Roman.
Titus Müller, Aufbau-Verlag 2002

 

Turin im neunten Jahrhundert nach Christus. Der energische Nonkonformist Claudius übernimmt das Bischofsamt der wenig ansehnlichen Stadt, um die Langobarden streiten, Sarazener kämpfen. Ein Konflikt mit dem Landgrafen Godeoch ist vorprogrammiert, denn der vorige Bischof war nachlässig, nahm seine Rechte und Pflichten kaum wahr, was Godeoch weidlich zu nutzen wußte. Nicht das einzige Problem von Claudius, der entgegen der amtlichen Kirchenlinie von Götzenbildern und Reliquien wenig hält. Seine persönlichen Schriften stellen eine tickende Zeitbombe dar, und die Freundschaft zum Kaiser bietet weniger Rückhalt, als Claudius annimmt. Aber auch in den eigenen Reihen lauern Verrat und Anfeindung.

Der junge Germunt flieht über die Alpen, mitten im Winter, stirbt fast, erfährt aber auch unverhoffte Unterstützung. Schließlich gelangt er nach Turin, auf den Bischofshof, begegnet Biterolf, dem Schreiber und Notar, wird von Claudius unter die Fittiche genommen, erlernt die Kunst des Schreibens und der Kalligraphie, wofür er großes Talent beweist, trifft auf die blinde Stilla, in die er sich verliebt. Doch Germunt floh nicht ohne Grund, und sein Schicksal ist mit dem des Bischofs viel enger verknüpft, als er selbst weiß.

Titus Müller legt mit diesem Erstling ein handwerklich solides, strukturiert erzähltes Buch vor, das dem Genre angemessen seine Figuren formt und Hintergründe erläutert. Leider bleibt die Personenzeichnung recht oberflächlich, so daß Mitleid im Wortsinne kaum aufkommen will; insbesondere Germunt, die Hauptfigur, schwankt in der Rezeption sehr stark, die Motivation des Helden bleibt bis kurz vor dem Ende nur schwer nachvollziehbar. Ein Makel, den die spannende und kenntnisreich erzählte Geschichte nicht ganz auszugleichen vermag.

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