Das Jesus Video. Roman.
Andreas Eschbach, Lübbe 2000 (TB)
Eschbach wurde für diesen Roman hochgelobt und wohl auch ausgezeichnet. Er gilt als der Shooting-Star der deutschen SF-Szene, und auf dem Umschlag steht, daß der Vergleich mit Wolfgang Hohlbein nicht gescheut werden muß; ich vermute, daß das positiv gemeint war.
Stephen Foxx, jung, dynamisch, hochintelligent, vergleichsweise reich (das Tellerwäscher-Syndrom in der Computervariante), abenteuerlustig, beteiligt sich als freiwilliger Helfer an einer Ausgrabung nahe Jerusalem, bei der er in der Hand einer zweitausend Jahre alten Leiche einen verfallenden Leinensack findet. Inhalt: Die laminierte Gebrauchsanweisung für eine Videocamera. SONY wird diese Kamera in frühestens drei Jahren auf den Markt bringen. "Das Jesus Video" (die seltsame Schreibung des Titels ist mir unerklärlich) handelt von der Suche nach der dazugehörigen Kamera, die vermeintlich (die noch zu erfindende Technik wird es möglich machen) eine Aufzeichnung enthält: Eine Aufzeichnung, die irgendwas mit Jesus zu tun haben wird, was sonst sollte ein Zeitreisender um das Jahr 30 unserer Zeitrechnung in Galiläa videografieren? Schließlich sind keine grinsenden Familienmitglieder in der Nähe (die werden alle erst noch geboren), und die Sehenswürdigkeiten werden gerade gebaut.
Die Figuren in diesem blassen, eher unspannenden und sehr straight geplotteten Romänchen sind ein superreicher Möchtegernmedienzar (die Zeichnung dieser Figur ist gründlich mißlungen), ein deutscher SF-Autor, den der Medienzar aus Gründen, die irgendwie nie vollständig transparent werden, als Berater hinzuzieht, ein britischer Forscher, ein scharfdenkender Sicherheitsoffizier (Marke ausgemusterter Marine) eine heißblütige, schwarzhaarige, hakennasige israelische Studentin, ein paar Vatikan-Leute und ein paar alte Franziskanermönche - was eben so dazugehört.
Die Handlung spielt mit den Möglich- und Wahrscheinlichkeiten, es geht nicht nur um die Suche nach der Kamera selbst, sondern um Glaubhaftigkeit und Stichhaltigkeit, um Fragen des Glaubens (natürlich) und um Liebe, tolle Typen, ein bißchen Technik und ziemlich viel Recherche (Eschbachs).
Herausgekommen ist ein sich nicht vollständig auflösender, etwas zu weit getriebener, trotzdem nicht alle Möglichkeiten nutzender Rätselspielroman voller Klischees, basierend auf einer ziemlich guten Idee, die leider sehr unverspielt und schema-f-mäßig in einen Plot gepreßt wird, wie ihn Leute wie Konsalik oder der klappentextmäßig zitierte Hohlbein zigfach entworfen und befüllt haben. Massive Abzüge in der B-Note.
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