Illuminati. Roman.
Dan Brown, Lübbe 2003


Wo Thriller drausteht, ist auch einer drin, da führt kein Weg vorbei. Und wo ein Thriller drin ist, da wird auf Logik verzichtet, da ahnt man von der ersten Seite an, daß der Understatement-Typ die coole Wissenschaftlerin flachlegen wird, daß derjenige, von dem man es am wenigsten vermutet, der Böse ist, daß schlußendlich alles gut ausgehen wird. Dan Browns hoch gehandelter und hunderttausendfach verkaufter Roman macht da keine Ausnahme.

Ein gottesfürchtiger Wissenschaftler hat Antimaterie gefunden, mehr noch, er hat eine so große Menge davon erzeugt, daß sie eine Gefahr darstellt: Ein Tröpfchen des
Materials (eigentlich: Antimaterials) verfügt über die Sprengkraft der Hiroshima-Bombe. Ausgerechnet dieses Tröpfchen wird gestohlen - und in den Vatikan geschmuggelt, wo zur Zeit ein Konvent stattfindet, um den nächsten Papst zu bestimmen, denn der alte ist vor zwei Wochen gestorben (keines natürlichen Todes, wie sich später zeigt). Der gottesfürchtige Wissenschaftler wird ermordet, auf seiner Brust prangt ein Brandmal, ein Ambigramm: Illuminati. Sollten die gefürchteten und totgeglaubten Feinde des Glaubens aus der Versenkung auferstanden sein, um das Zentrum des Katholizismus zu vernichten? Vier Kardinäle müssen sterben, bis die skurille Hetzjagd nach den Tätern ihr Happy-End findet.

Mag sein, daß dem Roman reichlich Recherche zugrundeliegt, daß die historischen, religiösen und wissenschaftlichen Fakten teilweise auf Tatsachen beruhen - zumindest diese Arbeit muß man anerkennen. Das ändert aber nichts daran, daß die äußerst lineare, atemlose und gleichzeitig höhepunktearme Story völlig hanebüchen daherkommt, daß jedem hirnlosen Klischee noch ein weiteres draufgesetzt wird, daß jedes noch so exorbitante Superlativ herhalten muß, um die Handlung zu fundamentieren. Es wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben, warum solche Bücher, denen durchaus originelle und kreative Ideen zugrundeliegen, die sie aber holzhammermäßig und unter Verzicht auf jegliche Logik brechen, und die auch noch so lahm geschrieben sind, so große Erfolge feiern. Rein, raus, vergessen.

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