How to be good.
Roman.
Nick Hornby, KiWi 2001

Fast schon traditionell hat der deutsche Verlag den englischen Titel beibehalten, wie schon zuvor bei der Fußballnovelle "Fever pitch", dem unglaublichen und sehr zärtlichen "High fidelity", dem etwas spröden "About a boy" (das zur Zeit verfilmt wird, wie zuvor "High fidelity") und jetzt bei "Wie man gut ist" (oder wird).

Eine ziemlich schwierige Frage.

Kate und David sind Anfang vierzig, knapp zwanzig Jahre verheiratet, haben zwei Kinder - Molly und Tom -, wohnen in einem Londoner Vorort. Kate ist praktische Ärztin und arbeitet in einer Gemeinschaftspraxis, David führt den Haushalt, schreibt an einem schlechten satirischen Roman und einmal pro Woche eine bissige Kolumne für irgendein Lokalblättchen - unter dem Titel "Der zornigste Mann Londons". David ist agressiv, mieslaunig, zynisch, zornig - manchmal auf unterhaltsame Weise, meistens jedoch auf enervierende. Ansonsten funktioniert das Zusammenleben gut; die Familie hat keine Probleme, bis auf Mollys Neurodermitis, Toms zunehmend schnippische Art - und natürlich die Tatsache, daß es über die zwanzig Jahre hinweg inzwischen deutlich spürbare Veränderungen im Verhältnis der Eheleute gegeben hat.
Kate ist auf einer Geschäftsreise, einer Konferenz, und hat gerade ihren ersten Seitensprung hinter sich, als es zum fatalen Telefongespräch kommt: Im Rahmen der üblichen Streitereien läßt sie sich dazu hinreißen, David um die Scheidung zu bitten.

Doch es kommt nicht so weit. David ignoriert die Bitte - und begibt sich in die Hände eines seltsamen, dürren, etwas wirren Männchens, dessen Augenbrauen mit Wasserschildkrötenbroschen gepierct sind: DJ GoodNews saugt mit seinen heißen Händen die Traurigkeit aus den Menschen, heilt Gebrechen (so unter anderem Mollys Ausschlag) und verwandelt den geifernden David in einen sanften hilanthropen, der die Spielsachen seiner Kinder verschenkt und versucht, die Nachbarn dazu zu überreden, Obdachlose in den leerstehenden Gästezimmern ihrer zu großen Häuser unterzubringen. Während die erstaunte Kate noch immer mit dem Entschluß, der Ehe ein Ende zu setzen, hadert, praktiziert ihr Mann Güte und Nächstenliebe in reinster Form.

"How to be good" laviert oft hart an der Grenze zur absoluten Trivialität, ist dabei aber so herzig, weise im Detail, witzig und fantastisch geschrieben - übrigens aus Sicht der Kate -, daß nach dem etwas lahmen und konstruierten "About a boy" wieder echtes Hornby-Feeling aufkommt: Figuren, die insbesondere in ihrer Unsicherheit, was Lebensführung ganz allgemein anbetrifft, plastisch und glaubhaft werden. Was den ganz besonderen Reiz dieses Buch ausmacht, ist jedoch die fortwährend präsente und hauptsächlich im inneren Monolog der Kate diskutierte Frage, was denn nun *tatsächlich* einen guten Menschen ausmacht und wie viel man von sich selbst opfern darf und muß, um ein wirklich reines Gewissen haben zu können. Die verschiedenen Antworten auf diese Frage fallen ganz erstaunlich aus, originell, erschreckend, überaus offen und meistens sehr, sehr amüsant. Ein feines Buch, viel zu schnell zuende, wie immer in solchen Fällen, wie ein Tag am See, ein Abend mit wirklich guten Freunden, sowas. Schön!



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