Homecoming. Roman.
Dave King, Aufbau 2006
Seit sich Howard im Vietnamkrieg eine schwere Kopfverletzung zugezogen hat, kann er nicht mehr sprechen. Seine Intelligenz hat nicht gelitten, aber es gelingt ihm nicht mehr, Wörter zu formen - nur "Nicht!" kann er noch rufen, wenn es nötig ist. Howards Jugendliebe Sylvia ging nach seiner Rückkehr eigene Wege; ein Ergebnis davon ist der neunjährige Ryan, der im Gegensatz zu Sylvia schwarz ist, ein anderes ist Sylvias Kokainsucht. Aber Howard liebt Sylvia immer noch, auch Jahrzehnte später, ist aufopferungsvoller Freund und immer für sie da. Und deshalb auch Sylvias erste Wahl, als sie einen Entzug antritt und einen Aufpasser für Ryan braucht.
Howard hat sein Elternhaus teilweise untervermietet, so daß es zu einer Art lockerer Wohngemeinschaft geworden ist. Neben ihm selbst wohnt die forsche Laurel dort, eine Halbasiatin, die einen Suppenlieferservice betreibt, und dann gibt es noch Nit und Nat, zwei Typen, die tagsüber auf dem Bau arbeiten und abends bestenfalls das
Baseballspiel im Fernsehen kommentieren. Doch dann zieht Ryan für einige Wochen in das Haus, und alles ändert sich.Dave King hat den vermeintlich behinderten Howard zum Ich-Erzähler gemacht, und das ist das einzige, was man dem Roman vorwerfen könnte - wenn man wollte, aber ich will nicht. Denn das genaugenommen unspektakuläre Buch ist äußerst liebevoll erzählt, manchmal ein kleines bißchen larmoyant, hier und da etwas weitschweifig, aber vor allem schön. Wunderschön. Es gibt Stellen, da möchte man es an die Wand schmeißen, weil die Sympathie für den holprigen Helden so groß geworden ist, daß man seine Duldsamkeit vor allem der selbstsüchtigen Sylvia gegenüber kaum mehr zu ertragen in der Lage ist. Aber am Ende ist man froh, einfach froh, und ein bißchen traurig darüber, sich von Nit, Nat, Laurel, Ryan, Howard und sogar Sylvia trennen zu müssen.
Vortrefflich erzählt, in bester Tradition.