Hampels Fluchten. Roman.
Michael Kumpfmüller,Fischer 2002
Heinrich Hampel, geboren in den Zwanzigern, Jenaer, sammelt seine ersten Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht während des fünfjährigen Zwangsaufenthalts der gesamten Familie in Rußland, kurz nach dem Ende des zweiten Weltkrieges. Der Vater, Spezialist im Schott-Glaswerk, muß im Rahmen der Reparaturen helfen, ein Glaswerk wieder aufzubauen. Wenig später lernt Heinrich Rosa kennen, schwängert und heiratet sie; die Familie ist inzwischen über die grüne Grenze nach Regensburg geflohen. Der ausbildungslose Heinrich wird Bettenverkäufer, eine Tätigkeit, die er mit Hilfe seines Aussehens und einem ausgeprägten Hang zur Vielweiberei zum Gefallen seines Chefs überaus erfolgreich ausübt. Hampel lernt - unter anderen - Bella kennen, die zur langjährigen und anspruchsvollen Geliebten wird, einer von vielen. Er macht sich selbständig, verwechselt jedoch Umsatz mit Gewinn, und steht Mitte der Sechziger vor dem persönlichen Ruin, nicht nur dem wirtschaftlichen. Kurzerhand flüchtet der völlig unpolitische Pleitier vor seinen Gläubigern (und eigentlich auch vor Rosa und den Kindern) in die DDR, doch Rosa reist ihm wenig später nach, als er sie aus einer Bierlaune heraus halbherzig dazu auffordert, *eigentlich* nur, um einen Funktionär zu beeindrucken. Im "Osten" beginnt, nach marginalen Anfangsschwierigkeiten, alles so, wie es kurz zuvor endete, Hampel sammelt Freundinnen und Schuldscheine, fährt einige Male ein, arbeitet als inoffizieller für das MfS, verfällt dem Alkohol, verliert schließlich alles, hat aber eigentlich nie irgend etwas wirklich besessen.
Dieser sperrige und zu ausführliche Roman, sprachlich häufig etwas gequält der einmal gewählten Form folgend, erzählt die Lebensgeschichte dieses promisken, ansonsten allerdings wenig interessanten Mannes, der - aus nicht nachvollziehbaren Gründen - ausschließlich Frauen beglückte, deren Vorname auf "a" endet. Die Gesellschaftskritik und der Systemvergleich halten sich in Grenzen; Kumpfmüller pflegt die Kunst der Andeutung, übrigens auch an allen Stellen, denen faktische Untermauerung gut getan hätte - als wäre das gesamte Buch anhand von Informationen entstanden, die der Autor per Hörensagen gesammelt hat. Mäßig interessant, über weite Strecken sogar ausgesprochen langweilig.