Frisch. Roman.
Mark McNay, Dtv (März 2008)
Sean arbeitet in einer Glasgower Lebensmittelfabrik, in der Hühnchen verarbeitet werden. Sein Lohn reicht kaum aus, um die kleine Familie zu ernähren oder gar die Sonderwünsche der pubertierenden Tochter Donna zu befriedigen. Aber der Bruder, Archie, der noch bis zum Jahresende im Knast sitzen soll, hat Sean tausend Pfund aus Drogengeschäften anvertraut, wovon der sich siebenhundert "ausgeliehen" hat, um sich und den seinen ein bisschen was zu gönnen. Archie wird allerdings vorzeitig entlassen, und obwohl es Sean gelingt, den fehlenden Betrag mit Hängen und Würgen aufzutreiben, endet der Tag, von dem das Buch erzählt, in einer vorhersehbaren Katastrophe.
Sean, der bei den Rückblenden als Ich-Erzähler auftritt, ist ein etwas verträumter, leicht manipulierbarer Gutmensch, wohingegen Archie, der große Bruder, ein gewalttätiger und skrupelloser Verbrecher ist, der das Leben des anderen nachhaltig beeinflusst, ihn ständig unter Druck setzt und sogar dessen Frau Maggie bedroht. Angesiedelt im nordbritischen Arbeitermilieu zwischen Pubs, Second-Hand-Märkten und illegalen Pokerrunden, erzählt "Frisch" in einfacher, manchmal leider nicht zwingender, aber nachvollziehbarer Weise vom Brüderkonflikt, von Drogen, Alkohol, ekligen Details aus der Hühnerverarbeitung und dem Traum vom besseren Leben. Die im Klappentext avisierten brüllkomischen Szenen sucht man allerdings vergeblich. Ein kurzer, böser, nachdenklich stimmender Roman, der im Abgang aber etwas zu kühl und klinisch wirkt.