Die Welt ist nicht immer Freitag. Roman.
Horst Evers, Rowohlt 2006


Evers' Karriere ist eng mit einer der bekanntesten deutschen Lesebühnen verbunden: "Dr. Seltsams Frühschoppen". Gemeinsam mit einer zwar wechselnden, im Kern aber beständigen Besetzung haben sich dort einige Autoren einen Namen als Vorleser gemacht, was allerdings ein Euphemismus ist. Die Darbietungen verfügen über einen gehörigen Entertainment-Charakter, und zumindest das unterscheidet sie von den allermeisten normalen Lesungen. Die unverkrampfte und auf mittelbaren Publikumserfolg abzielende Veranstaltung war und ist zugleich eine Bühne für all jene, die selbstironisch und ohne permanenten Seitenblick auf Verkaufszahlen mit selbstgeschaffener Literatur umzugehen in der Lage sind und waren.

"Die Welt ist nicht immer Freitag" faßt auf knapp hundertfünfzig Seiten die besten Texte Evers' aus den Seltsam-Shows zusammen. Dabei ist eine thematische und inhaltliche Gruppierung weder erwünscht, noch beabsichtigt gewesen, aber eine Art von Dramaturgie gibt es durchaus.

Das Problem der Sammlung besteht allerdings darin, daß Evers nicht vor einem steht und die Geschichten vorträgt. Sich wiederholende Elemente oder stark von der Figur des Vorlesenden getragene Aspekte fallen im stillen Kämmerlein umso mehr auf, oder eben nicht. Dabei wirkt manches lapidar, fast belanglos, anderes ein wenig aufgesetzt oder zu pointenzentriert, und die leicht apathische, fettleibige, bei Frauen erfolglose und insgesamt ziemlich tolpatische Figur Horst, Ich-Erzähler des Büchleins, kommt etwas weniger gut weg als "live". Trotzdem ist das eine amüsante, über weite Strecken ziemlich erfrischende Anthologie, die sprachlich wie inhaltlich deutlich mehr zu bieten hat als nihilistische Brachialpopliteratur á la "Vollidiot".

Das Buch bei Amazon

zurück

Übersicht: Tom Liehr

©Tom Liehr - http://www.tom-liehr.de - Kontakt