Die Frau des Zeitreisenden.
Roman.
Audrey Niffenegger, Fischer, (Januar 2007)





Clare ist sechs, als sie auf einer Wiese Henry begegnet, einem Mann in den Vierzigern, der behauptet, aus der Zukunft zu kommen. Diese Behauptung bewahrheitet sich auch, denn Henry taucht in unregelmäßigen Abständen immer wieder auf, begleitet Clares Leben, bis sich die beiden, Clare ist da neunundzwanzig, in der Jetztzeit treffen - und unsterblich ineinander verlieben, was für Clare längst Realität ist, für Henry aber in der Zukunft liegt, da seine Reisen in die Vergangenheit erst nach diesem Zusammentreffen stattgefunden haben werden. Was sich wie ein ziemlich irrer Science-Fiction-Plot anhört, ist tatsächlich eine der schönsten, intelligentesten und raffiniertesten Liebesgeschichten, die ich je gelesen habe.
Henrys krankhafte Fähigkeit, unvermittelt - und ungewollt - die Zeit zu wechseln, führt dazu, dass sich die Schicksale der Liebenden mehrdimensional verquicken. Niffenegger erzählt deshalb episodisch, springt zwischen den Zeiten, gibt Auskunft darüber, wie alt die Beteiligten jeweils sind, wobei sich Henry auch manchmal selbst begegnet, also in einer Szene zugleich acht und achtunddreißig Jahre alt ist. Aber "Die Frau des Zeitreisenden" ist weit mehr als ein Roman um eine pfiffige Idee herum. Das "Chrono-Syndrom", Henrys Krankheit, bietet dem Paar zwar einerseits die Chance, sich auf eine Art kennenzulernen (und kennengelernt zu haben), die die Liebe der beiden zu einem Fels in der Brandung der Geschichte macht, setzt die Beziehung aber fortwährenden Gefahren aus. Zudem kann Henry längst nicht nur in die Vergangenheit reisen: Er weiß auch, was in der unveränderlichen Zukunft geschehen wird.
Dieses außerordentliche Debüt gehört zweifellos zu den schönsten Büchern, die in den letzten Jahren erschienen sind. Es hat die Stärke und Eleganz von Siri Hustvedts "Was ich liebte", die rührende Nähe von A. L. Kennedys "Alles was du brauchst", darüberhinaus aber noch viel, viel mehr. Und verblüffenderweise leiden Identifikation und Mitfühlen an keiner Stelle unter der originellen Ausgangssituation. Toll. Großartig. Clever. Überaus lesenswert. Nicht umsonst ein großer weltweiter Erfolg.

Das Buch bei Amazon

zurück

Übersicht: Tom Liehr

©Tom Liehr - http://www.tom-liehr.de - Kontakt

-> Literatur fast pur