Flug 2039. Roman.
Chuck Palahniuk, Manhattan/Goldmann 2003
Tender Branson war der zweitgeborene Sohn - schicksalhaft, in mehrerlei Hinsicht. In der Kirchenkolonie der "Credisten" hieß jeder erstgeborene Sohn Adam, durfte in der Kolonie bleiben, selbst eine Familie gründen, sogar Kirchenältester werden, also eines der Oberhäupter. Die - zumeist zahlreichen - männlichen Nachzügler wurden allesamt "Tender" getauft, gingen durch eine harte, intensive Schule und wurden kurz nach der Weihe, etwa mit dreizehn, in die böse "Außenwelt" entlassen, um dort einem bereits lange vereinbarten, durch den Kolonievorstand vereinbarten Job nachzugehen, bis ans Lebensende, etwa als Gärtner, Laufbursche oder, im Falle Tenders, als Hausdiener bei einer Familie grenzdebiler Neureicher. Für diese Außenweltler galten harte Regeln - und fast sämtliches Geld, das sie verdienten, floß zurück in die Kolonie - ihre Arbeitskraft und -moral war in der Außenwelt gefragt. Bis zu dem Tag, an dem ein Verrat die "Erlösung" anstieß, den gemeinschaftlichen Selbstmord der Sektierer. Natürlich hätten auch alle Außenweltler Suizid begehen müssen, viele taten es, bei einigen schien jemand nachzuhelfen. Letztlich blieb nur Tender Branson am Leben, wie er glaubte. Ein findiger Agent machte aus dem etwas dicklichen, unansehnlichen Burschen, der nichts gelernt hatte, als Befehlen Folge zu leisten und für jede noch so skurrile Haushaltssituation das richtige Mittelchen bereit zu halten, einen gutaussehenden, durchtrainierten, durch Pharmazeutika hochgezüchteten Superstar, einen Messias, einen Erlöser - schließlich war er der letzte Überlebende seiner Sekte. Ein etwas seltsames Mädchen namens Fertility unterstützte seine Karriere heimlich, denn sie verfügte über die Kraft, Katastrophen vorherzusehen, ließ Tender Wunder wirken, eben jene Katastrophen vorhersagen. Und außerdem war da noch Adam, Tenders großer Bruder, der zweite, heimliche Überlebende der "Credisten" ...
Chuck Palahniuk war Lieferant der literarischen Vorlage zu "Fight Club". In diesem Buch, das Tender Branson in die Black Box eines vermeintlich bald abstürzenden Passagierflugzeuges diktiert, sind reichlich gute Ideen und witzige Passagen leider ziemlich brachial, verwirrend und unsauber verheizt worden. Die Hauptfigur tändelt zwischen Lakonie, debiler Passivität, Lebenslust und -frust, das Buch entwickelt sich in einigen Passagen nur schwer nachvollziehbar, schlägt dann in slapstickhafte Turbulenzen um, bricht häufig mit sich selbst, ist aber vor allem sprachlich eine Katastrophe. Schade.