Nervöse Fische. Roman.
Heinrich Steinfest, Piper 2004


Lukastik, der Rohrkrepierer

Schade, daß "Kriminalroman" auf der Titelseite steht, denn "Nervöse Fische" ist keiner. Okay, da gibt es diesen merkwürdigen Mordfall: Ein Mann wird im Pool auf dem Dach eines Wiener Hochhauses gefunden, und er ist offenbar von einem Hai getötet worden. Vom Raubfisch fehlt jede Spur, stattdessen findet sich ein Hörgerät, dessen Spur zu einem Friseur führt, der in einer seltsamen Bar-Tankstelle irgendwo im österreichischen Waldviertel praktiziert. Chefinspektor Lukastik, der noch bei seinen Eltern wohnt und mal ein sexuelles Verhältnis zu seiner Schwester hatte, nimmt die Ermittlungen auf, aber das ist ein Euphemismus. Die sehr angestrengt wirkende, anstrengend gezeichnete und mit Eigenarten nachgerade übersäte Figur verhält sich so ganz und gar ermittleruntypisch. Nicht nur, daß er ständig in Wittgensteins "Tractatus" blättert, er trifft auch pausenlos unterirdisch dumme und so gut wie nie nachvollziehbare Entscheidungen, hat eigentlich keine Ahnung davon, warum er gerade tut, was er tut, aber dafür lamentiert er - oder der Erzähler - über alles mögliche, beschreibt seitenlang Nebensächlichkeiten, nähert sich aber nichts an. Gelegentlich gibt es obskure Perspektivwechsel, wenn Steinfest etwa davon erzählt, warum ein Ort von ihm (dem Autor) "Nullpunkt" genannt wurde. Sinn macht das alles nicht, und im - faden - Abgang hat es auch keinen.
"Nervöse Fische" liest sich zäh, als würde man im fünften Gang einen steilen Berg hochzufahren versuchen. Aufgesetzte und zuweilen hanebüchene Betrachtungen durchziehen dieses überdehnte und häufig schmerzhaft langweilige Buch, das ziellos wirkt und unspannend ist. An der Konstruktion seiner Hauptfigur hat sich der Autor schlicht verhoben, es mag aber auch sein, daß das Buch als Satire gedacht war, aber nicht als solche vollendet wurde. Steinfests schlechtester Roman.

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