Der Einfaltspinsel. Roman.
Tom Sharpe, Goldmann 2005


Schlechter Wein in alten Schläuchen

Henry Wilt, der Antiheld aus den furiosen - und über zwanzig Jahre alten - Büchern "Puppenmord" und "Trabbel für Henry" (sowie dem schon etwas müden Nachklapp "Henry dreht auf"), steht zum vierten Mal im Mittelpunkt des Geschehens, das sich dieses Mal um Drogengeschäfte, Pädophilie, Brandstiftung, Mord und Totschlag dreht.

Eva will Verwandte in den USA besuchen, aber Henry hat keine Lust auf den depperten, reichen Redneck-Onkel und dessen dusselige Frau. Er findet eine Ausrede, um seine monströse Ehefrau und die inzwischen vierzehnjährigen Vierlinge alleine auf die Reise zu schicken. Parallel macht sich Henry auf die Suche nach dem "alten England" - als Rucksacktourist auf dem Weg ins Nichts, irgendwo ins britische Hinterland (weshalb das Buch im Original "Wilt in Nowhere" heißt - keine Ahnung, was sich Goldmann bei dem ausgesprochen dumpfen und unzutreffenden deutschen Titel dachte). Doch Eva gerät ins Fadenkreuz der Drogenfahnder, während die Vierlinge Onkel Wally zur Weißglut treiben, und Henry wird in eine obskure Brandstiftungssache verstrickt, an der noch ein Unterhausabgeordneter, dessen Frau und ein widerlicher Adliger verwickelt sind. Und natürlich steht früher oder später der unvermeidliche Inspektor Flint auf der Matte.

Daß das Prinzip, das sich Sharpe dereinst für die Wilt-Romane und eine Anzahl mal mehr, mal weniger spaßiger weiterer Bücher wie "Klex in der Landschaft", "Feine Familie", "Alles Quatsch" usw. usf. ausgedacht hat, längst nicht mehr funktioniert, hat der Meister vermutlich selbst gemerkt. Andere - wie etwa Douglas Lindsey mit
seinem Serienmörder-Barbier Barney Thomson - können das längst besser, oder wenigstens origineller, denn die Ereignisse, die Henry Wilt und seine Familie sowie eine viel zu große Zahl weiterer Darsteller ereilen, sind einfach blöd, unlustig, verkrampft, überzogen und nur vordergründig originell. Umso schlimmer, da diesem
überflüssigen, zu teuren und letztlich sehr kurzen (weil großzügig gesetztem) Buch jeglicher Wortwitz fehlt. "Der Einfaltspinsel" hat das gewisse Garnichts. Sämtliche Andeutungen bleiben oberflächlich, die unsubtile, vermeintlich liebevolle Kritik an allem Britschen kennt der Leser zur Genüge, und die Handlung ist insgesamt so
dämlich, daß man glauben könnte, die Vorgänger wären von einem anderen Autor verfaßt worden

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