E-Mail an alle.
Roman.
Matt Beaumont, Ullstein, 2004

Das lustigste Buch, das ich seit langem gelesen habe

In der Londoner Filiale der internationalen Werbeagentur Miller Shanks ist der Teufel los. Der Dreh eines Werbespots für einen Pornosender muss vorbereitet werden, parallel arbeitet man an Strategien für einen Autohersteller und für Damenbinden. Außerdem hat sich Coca-Cola angekündigt. Der weltgrößte Getränkefabrikant will sich einen neuen Partner suchen. Klar, dass jede Agentur davon träumt, Coke im Portfolio zu haben. All das geschieht, während die Mitarbeiter der Agentur - vom Chef bis zur Buchhaltung - ständig im Clinch miteinander liegen. Es herrscht ein kompliziertes Beziehungsgeflecht, man ist auf den Job des anderen scharf oder auf dessen persönliche Assistentin oder wenigstens deren Körper.

Der Roman besteht ausschließlich aus E-Mails, die sich die Beteiligten gegenseitig schicken, manchmal aber auch, im Fall des Agenturchefs David Crutton, versehentlich an Gott und die Welt. Auf diese Weise erfährt der Boss der finnländischen Miller-Shanks-Filiale, Pertti van Helden, von der Coke-Kampagne, und mischt sich auf skandinavisch-fröhliche Art in das Geschehen ein, während Crutton einen IT-Mitarbeiter nach dem anderen feuert, bis sich herausstellt, dass er selbst der Verursacher des Durcheinanders ist. Dann sind da noch Simon Horne, der unkreative Creative Director, sowie Brett, Liam und Vin, das abgedrehte Kreativteam, und eine handvoll weiterer Mitarbeiter, die sich per Mail mobben, ihre Intrigen spinnen und insgesamt alles mögliche tun, nur nicht im Interesse der Agentur arbeiten. Besonders zu erwähnen sind die merkbefreite Assistentin des Creative Directors, die bezeichnenderweise Susi heißt, sowie Nigel, ein Buchhalter, der pausenlos gebrauchte Einrichtungsgegenstände per Mail zu verkaufen sucht.

Anfangs fällt es nicht leicht, die handelnden Figuren nur anhand ihrer Mailadressen auseinanderzuhalten, aber das gibt sich nach ein paar Seiten. Was dann folgt, ist ein Feuerwerk des Humors, eine extrem witzige, authentisch wirkende und nur manchmal etwas klischeehafte, intelligente Geschichte aus der Welt der Werbung, die nicht selten Lachtränen generiert. Das lustigste Buch, das ich seit langem gelesen habe. Empfehlenswert auch für Leute, die nicht in der Branche tätig sind.

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Übersicht: Tom Liehr

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