Bunny und Blair. Roman.
D.B.C Pierre, Aufbau 2007


Mit 33 Jahren werden die siamesischen Zwillinge Blair und Gordon - Bunny - Heath voneinander getrennt, sie müssen ihr kuscheliges Pflegeheim im nördlichen Schottland verlassen und finden sich plötzlich in einer muffigen Sousterrain-Wohnung im chaotischen London wieder. Blair ist der starke, der Macher, angetrieben von sexueller Begierde, und Bunny der nachdenkliche, der schwache, gierig vor allem nach Gin, seiner Sonnenbrille und seiner Ruhe. Wirklich einander nahe sind sich die beiden nur noch, wenn sie Tango tanzen, denn in solchen Momenten verschmelzen sie wieder zu dem Einen, das sie bis vor kurzem waren.

Ludmilla lebt mit ihrer Familie in einem ärmlichen, fast menschenleeren Bergdorf in der Ukraine, das sich zwischen den Fronten eines seltamen, überaus brutalen Bürgerkriegs befindet. Als Ludmilla ihren versoffenen Großvater umbringt, weil der sie wieder einmal vergewaltigen will, ist die Existenz der kleinen Sippe bedroht. Kurzerhand schickt man Ludmilla nach Kutschinsk, der nächstgrößeren Stadt, die aber auch nur ein verfallendes Dorf ist, um dort Arbeit zu finden. Währenddessen wartet die Familie auf den wöchentlichen Brotzug, aber statt seiner erscheinen haufenweise ungebetene Gäste. Zwei von denen sind schließlich Bunny und Blair Heath.

Pierres zweiter Roman hat mit seinem Erstling, dem ruppig-amüsanten "Jesus von Texas" nur wenig gemein. Die Sprache von "Bunny und Blair" ist überbordend, zuweilen lyrisch, die Dialoge sind von einer eigenartigen, einzigartigen Diktion, da rollen Blicke und Satzfetzen schwappen von einem zum anderen. Das liest sich vergnüglich, nur manchmal etwas schwergängig, vor allem aber entsteht dadurch eine sehr eigene Atmosphäre, die ich auf solche Art noch nie erlebt habe. Daß das Buch seine merkwürdigen Momente hat und viele Handlungen nicht wirklich nachvollziehbar sind, tut dem keinen Abbruch. Aber Vorsicht: "Bunny und Blair" ist brutal und gemein, seine Figuren leiden bis über die Schmerzgrenze hinweg, und auch für manch einen Leser mag das gelten.

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