Die Brust.
Erzählung.
Philip Roth, Rowohlt 1998

 

Der Literaturprofessor David Kepesh hat eines morgens seine taktilen Fähigkeiten verloren, sieht nichts mehr und kann nur noch undeutlich sprechen. Das wundert nicht weiter, denn er hat sich in eine einen Meter achtzig große weibliche Brust verwandelt - vergleichbar etwa mit jener, die in Woody Allens "Was Sie schon immer über Sex wissen wollten" ihr Unwesen treibt, mit dem Unterschied, daß Kepesh keine Milch gibt.

Nunwohl. Die Brust Kepesh liegt im Krankenhaus, vermeintlich unter Beobachtung der Öffentlichkeit, ist verängstigt, skeptisch, verwirrt, vor allem aber geil. Nach kurzer Zeit stellt sich heraus, daß Vorhof und Brustwarze Kepeshs extrem reizbar sind, Lüste von ungeahnter Stärke auslösen, und sogar die morgendlichen Waschungen durch den Pfleger, vor allem aber die ältliche Krankenschwester lösen enorme Geilheit aus. Kepesh träumt fortan nur noch davon, seine eregierte Brustwarze in irgendeine Frau zu stoßen, gerne auch die alternde Krankenschwester, aber zwischen Therapeutensitzungen und Seinsfragen bleibt ihm dieser Wunsch versagt, den er nicht seiner Freundin zu unterbreiten vermag, die ihm immerhin täglich für eine Viertelstunde die Nippel reibt.

Die kurze Erzählung enthält ein paar literarische Andeutungen, Verweise auf Gogol ("Die Nase") und Kafka ("Die Verwandlung"), auch auf andere Klassiker, aber letztlich bleiben dem Leser sowohl die Gründe, als auch die Auflösung vorenthalten. Roth hat diese kurze Erzählung irgendwann in den Siebzigern geschrieben, vielleicht hat er mehr im Sinn gehabt, vielleicht auch nicht, jedenfalls ist "Die Brust" dann irgendwann zwischen Buchdeckel gepreßt worden, *weil* sie von Roth ist - ein Schmankerl für den Fan, ziemlich müde Lektüre ansonsten.

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