Bockmist.
Roman.
Hugh Laurie, Heyne, April 2008

Das Buch war bei seiner Erstveröffentlichung - 1997 - unter dem Titel "Der Waffenhändler" ein Flop. Damals kannten nur Eingeweihte Hugh Laurie, den britischen Schauspieler und Stephen-Fry-Spezi. Heute ist das anders. Laurie ist populärer als Stephen Fry, was an der wohlbekannten amerikanischen TV-Krankenhausserie liegt, in der er einen misanthropen, sarkastischen, aber brillanten Arzt spielt. Deshalb hat sich Heyne entschlossen, den Flop neu aufzulegen, mit einem grausigen Cover (es passiert mir selten, dass ich in der S-Bahn das Titelbild eines Buches beim Lesen verschämt mit den Händen verdecke) und mit einem noch grausigeren neuen Titel: Bockmist. Der schreit natürlich nach Nomen-est-Omen-Schlauheiten. Aber so schlecht ist das Buch, das dem Kalkül entsprechend in dieser Wiederauflage zum Bestseller geworden ist, dann doch nicht.
Thomas Lang wird ein Killerauftrag zugetragen, den er ablehnt, aber weil Thomas Lang auf seine Art nett (und extrem cool) ist, informiert er das vermeintliche Mordopfer über die Pläne. Oder er versucht es wenigstens. Daraus entwickelt sich eine Kette von Ereignissen, in die das britische Verteidigungsministerium, die CIA, ein Waffenhändlerring, ein seltsames Vater-Tochter-Pärchen, ein obskurer, aber ebenfalls cooler Typ namens David Solomon, die Terroristengruppe "Schwert der Gerechtigkeit" und viele andere verwickelt sind. Die Handlung dieses zuweilen etwas chaotischen Romans ist allerdings Nebensache, nicht zuletzt, weil sie häufig keinen Sinn macht.
Der etwas konfuse "Thriller", der keiner ist, lebt, wenn man so will, von der ironischen Selbst- und Weltbetrachtung seines Protagonisten. Ich-Erzähler Thomas Lang ist ein grandioser Schwätzer, der pausenlos mehr oder weniger originelle, manchmal amüsante, meistens ziemlich lässige und zuweilen etwas nervige Kommentare absondert, vor allem als innere Monologe. Das liest sich flott und ganz spaßig, über weite Strecken jedenfalls, aber es rettet das Ungetüm von Story leider nicht. Die nämlich leider ziemlich holprig angelegt ist oft schwer nachvollziehbar daherkommt. Das Buch wirkt unstrukturiert, die Zeichnung der Hauptfigur, über die sämtliche Hintergrundinformationen fehlen, ist ein redliches Durcheinander. Und diese Aspekte schleifen den Witz zur Plattitüde. Im Ergebnis hat man ein unspannendes, manchmal lustiges, gelegentlich sogar mit brillanten Einfällen durchsetztes Machwerk, das nicht so recht funktionieren will. Immerhin - sprachlich bemerkenswert. Dramaturgisch leider nicht. Also insgesamt annehmbar. Kein Buch, das große Nachhaltigkeit erzeugen würde, und durchaus verstehbar, dass es bei seiner Erstveröffentlichung so gut wie keine Beachtung fand.

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