Die Bibel nach Biff. Roman.
Christopher Moore, Goldmann 2002



Das Neue Testament unterschlägt die dreißig Lebensjahre Jesu, der ja eigentlich Josua bzw. Joschua hieß, und berichtet nur in - teilweise widersprüchlichen - Episoden von den Wundern, Heilungen und Geschehnissen aus der Zeit vor der Kreuzigung. Deshalb, denken sich die Verantwortlichen im Himmelreich, muß ein neues Evangelium her, eines, das diese Zeit beschreibt. Kurzerhand wird der Engel Raziel zur Erde geschickt, strunzdumm, wie blonde Engel nun einmal sind, um Levi, genannt Biff, wiederzubeleben, den Kindheitskumpel Josuas, und ihn in ein New Yorker Hotelzimmer einzusperren, wo er die Geschichte vervollständigen soll. Raziel sitzt derweil heulend vor dem Hotelfernseher und will nicht so recht glauben, daß die ganzen Soap Operas frei erfunden sein sollen.

Was witzig beginnt, etwa davon erzählend, wie Josua Widerbelebung an Eidechsen ausprobiert, verliert leider nach und nach an Fahrt. Moore läßt seine Figuren in Jetztzeit-Slang reden, Biff nennt Jesus "Josh" und Maria Magdalena "Maggie", es wird ruppig herumgefrozzelt, gescherzt und geulkt, Biff kann sich seine lakonischen, sarkastischen Kommentare selten verkneifen. Gemeinsam mit dem Messias, der nicht so recht weiß, was ein Messias eigentlich zu tun hat, macht er sich auf die Reise, um jahrelang in Balthasars Festung Buddhismus zu studieren, in Indien Parias zu retten, mit Kaspar in Felsenhöhlen zu hocken und Speisenvermehrung zu lernen. Nebenbei erfahren wir, daß Judo als Selbstverteidigung für friedfertige Juden erfunden wurde, daß der Sarkasmus Biffs ureigene Entdeckung ist und vieles andere mehr.
Schlußendlich wird Josh Jünger um sich scharen, predigen, heilen und Wunder vollbringen, mit den Pharisäern diskutieren, sein Schicksal erkennen und sich der Kreuzigung hingeben. So steht es geschrieben.

Die Idee ist witzig, viele Figuren sind es auch, etwa der selten blöde, aber energisch gläubige Johannes, oder Thomas, der Apostel mit der multiplen Persönlichkeit, der stinkende Bartholomäus, genannt Bart, und einige andere mehr. Aber Moore hat sich erstens nicht getraut, mehr als ein ganz kleines bißchen blasphemisch zu sein, im
Mittelteil wirkt das Buch belehrend-menschelnd, und der Schluß stimmt weitestgehend mit dem überein, was aus der "echten" Bibel bekannt ist. Über weite Strecken wirkt das Buch zäh, die eingeschobenen Kommentare Biffs verlieren an Witz. Als alternative Bibelnacherzählung ist "Das Leben des Brian" weitaus komischer; Moores "Die Bibel nach Biff" fehlt eine gehörige Portion Mut, vor allem aber geht ihm nach einem Drittel der Humor aus.

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