Beziehungswaise. Roman.
Michel Birbaek, Lübbe 2007




Klebrig

Wenn die Komikerkarriere ins Stocken geraten ist, gibt es zwei Möglichkeiten: Man wird der Held eines tragikomischen Romans - oder man schreibt diesen Roman. Lasse ist der eine, Michel Birbaek ist der andere. Vermutlich haben beide recht viel gemeinsam; ein Blick auf Birbaeks Biographie jedenfalls liefert entsprechende Indizien.

Das Buch beginnt mit der Frage, was man macht, wenn aus Leidenschaft Freundschaft geworden ist. Tess und der "lustige Däne" Lasse sind seit sieben Jahren ein Traumpaar, aber der Funken springt nicht mehr über. Außerdem dümpelt Lasses Karriere vor sich hin, in Gestalt eines Kreuzfahrtschiffs, auf dem er Gastspiele gibt, seit das Fernsehen nichts mehr von ihm wissen will. Zudem liegt Far, Lasses Vater, im Sterben, und dieser Vater mit seinem Humor, seinem Altruismus und seiner kritisch-weisen Weltsicht war und ist Lasses großes Vorbild.

Das ist es dann auch schon. Letztlich werden alle drei Kernfragen erwartungsgemäß beantwortet. Lasse und Tess trennen sich "im Guten", die Karriere wird beendet und unter anderen Maßgaben neu gestartet, der Vater wird sterben, aber als Mentor für den Karriereneustart weiterleben. Am Ende herrschen Friede, Freude und Eierkuchen (bzw. Sexschweine), und der Strom an Gutmenschen, die das Buch bevölkern, will einfach nicht abreißen - Gutmenschen, die liebenswerte Entscheidungen treffen. Sogar mit der verhassten Katze, die sich reviermarkierend im Hof des Hauses herumtreibt, schließt Lasse Freundschaft. Mehr noch, er schließt sich mal eben so, in einem Nebensatz quasi, der Öko-Kampftruppe seines autistischen WG-Mitbewohners an. Fehlte nur noch, dass er zum Schluss sein Schlafzimmer räumt und eine Migrantenfamilie einziehen lässt. Immerhin, das wenigstens hat Birbaek ausgelassen. Aber alles andere nicht.

"Beziehungswaise" ist komisch, fraglos. Es gibt viele Anmerkungen und Formulierungen, die mehr als ein Schmunzeln erzeugen. Es gibt demgegenüber, manchmal gleichzeitig, auch viele Betrachtungen und Gedankengänge, die sehr nachvollziehbar sind, also enormes Identifikationspotential bieten. Es gibt auch schmerzvolle, sehr liebevolle und ergreifende Momente. Aber all das ist viel zu dick aufgetragen, manchmal langatmig, fast zäh, und gegen Ende wird es richtig klebrig. Beim Umblättern hat man das Gefühl, die Seiten würden an den Fingern haften, so viel Schmalz und jenen zum Schmelzen bringenden eitel Sonnenschein hat der Autor hineingetan. Schade, denn etwas weniger vom Guten hätte mehr Spaß bereitet und die Figuren glaubwürdiger gestaltet. Zudem nerven die völlig überflüssigen Abhandlungen über die Bush-Administration, die katholische Kirche und einige andere Themen total.

Fazit: Sprachlich sehr bemerkenswert, zuweilen ziemlich humorvoll, präzise beobachtet und schön formuliert. Inhaltlich aber zu lang, zu zäh und insgesamt viel, viel zu nett.

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