Bad Monkeys.
Roman.
Matt Ruff, Hanser, Februar 2008


Jane Charlotte sitzt - wenn man dem Klappentext glaubt, unter Mordanklage, aber entsprechende Hinweise im Text fehlen - in einer psychiatrischen Klinik und spricht mit einem Arzt. Diesem offenbart sie nach und nach ihre Lebensgeschichte. Jane ist schon als Schülerin von einer Geheimorganisation rekrutiert worden, einem nahezu perfekt im Untergrund arbeitenden nichtstaatlichen Geheimbund, der über wahnwitzige Möglichkeiten verfügt. Die Aufgabe dieser Organisation besteht darin, das Böse zu bekämpfen, und eine Untergruppe namens "Bad Monkeys" befasst sich mit der Beseitigung von Menschen, die unrettbar an das Böse verloren sind - Kinderschänder, Massenmörder, Attentäter und dergleichen. Sie, diese unrettbar Bösen, sind die Bad Monkeys, die schlechten Affen, also jene Menschen, die philosophisch betrachtet mindestens einen entscheidenden Evolutions- oder Sozialisationsschritt ausgelassen haben. Mit hochtechnischen NT-Waffen ("natürlicher Tod") exekutiert die Sondergruppe Kindesentführer, Pädophile und Kofferbomber. Janes erstes Opfer war der Hausmeister ihrer Schule, der in seiner Freizeit Jungen entführte und strangulierte. Ihre Karriere bei den Bad Monkeys währte mehrere Jahrzehnte, mit großen Unterbrechungen, in denen es für die einsame Frau nicht immer leicht war, das Leben neben der wirklich sehr geheimen und für Außenstehende absolut unglaubwürdigen Agententätigkeit in den Griff zu bekommen.

Ruffs neuer, recht kurzer - nur 250 Seiten umfassender - Roman entwirft eine obskure Verschwörungstheorie, der der Leser immer schwerer zu folgen in der Lage ist. Man wird mit einer Geschichte konfrontiert, die mit einer Vielzahl von Andeutungen und Querverweisen gespickt ist und die immer haarsträubender wird, während man dem durchaus intelligenten Zwiegespräch zwischen vermeintlicher Patientin und vermeintlichem Arzt folgt. Ungefähr ab der Mitte war ich nicht mehr dazu in der Lage, mir einen halbwegs befriedigenden Abschluss für das Buch vorzustellen, und mindestens in dieser Hinsicht wurde ich auch nicht enttäuscht. Im letzten Drittel war ich noch geneigt, mir das ganze als Parabel zurechtzubiegen, etwa die Namen der Organisationsmitarbeiter - sie heißen True, Love und Wise - als Metaphern für eine verlustreiche, fehlgeleitete Kindheit zu interpretieren, und den Roman als psychologische Fallstudie zu verstehen, worauf auch der Rohrschachtest auf dem Cover ein Hinweis zu sein scheint. Aber das tatsächliche Ende ist dann wieder so faktisch und mittelbar, dass ich das Buch eher ratlos zuschlug. Was ist wahr, was ist Fiktion innerhalb der Fiktion - ich weiß es nicht. Und, Schande über mich - ich will es auch eigentlich überhaupt nicht wissen.

Um nicht falsch verstanden zu werden - "Bad Monkeys" liest sich spannend und rasant, die Dialoge sind witzig und intelligent, und auch Janes Geschichte innerhalb der Geschichte bereitet durchaus Lesespaß, aber spätestens mit dem Auftritt der "schlechten Jane" und dem Beginn des sehr irren Showdowns verliert sie den letzten Rest Bodenhaftung. Was auch immer Ruff erzählen wollte, bis zu mir ist das nicht vorgedrungen. Schade.

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