Ausgebrannt. Roman.
Andreas Eschbach, Bastei-Lübbe 2008

Ausgebrannt

Vier Komma neun Sterne

"Ausgebrannt" ist kein simpler Endzeitthriller wie R. Scott Reiss' "Black Monday", der sich mit einem ähnlichen Szenario auseinandersetzt, sondern ein kluger, fundierter und sehr spannender Wissenschaftsroman, dessen Thematik eigentlich jeden Weltbürger beschäftigen sollte. Verblüffenderweise geschieht dies aber kaum, ganz im Gegenteil werden Diskussionen um das drohende Ende der Ressource Öl entweder im stillen Kämmerlein oder in abgedrehten Verschwörererforen geführt. Dabei geht es um nicht weniger als das Fundament der weltweiten Wirtschaft.

Aber von vorne. Bei Eschbach sind es keine durchgeknallten Terroristen, die eine weltweite Ölkrise heraufbeschwören. Kernthema ist der sogenannte "Peak Oil", der Zeitpunkt der höchsten förderbaren Ölmenge - und sein Verstreichen: Die Ouvertüre zum Ende des Erdölzeitalters. Förderländer wie Saudi-Arabien veröffentlichen schon seit Jahrzehnten keine Informationen über verfügbare Produktionsmengen mehr, und Informationen über die Lagerstätten werden als Staatsgeheimnisse behandelt. Dennoch wissen eigentlich alle, dass der fossile Rohstoff, der längst nicht nur als Heiz- oder Kraftstoff, sondern als Basismaterial für die gesamte chemische und pharmazeutische Industrie dient, demnächst versiegen wird. Diesen Zeitpunkt, der - je nach verfügbaren Informationen - mal auf die Mitte des laufenden Jahrhunderts, mal aber auch auf das kommende Jahrzehnt festgesetzt wird, zieht Eschbach in die Jetztzeit. In Saudi-Arabien kollabiert eines der größten Ölfelder - Auslöser für eine Krise von katastrophalen Ausmaßen.

Markus Westermann ist eigentlich als IT-Fachmann in den USA unterwegs, aber er hat nicht vor, diese sechs Monate, die der Auftrag in Anspruch nehmen wird, ungenutzt verstreichen zu lassen. Markus will seinen Kindheitstraum verwirklichen, nämlich eine glänzende Karriere in den Vereinigten Staaten. Er lernt den österreichischen Ölexperten Block kennen, einen etwas obskuren, aber sehr originellen Typen, der behauptet, eine neue Methode entwickelt zu haben, mit deren Hilfe man weltweit Ölvorkommen entdecken kann, und zwar sehr viel mehr, als bisher angenommen wird. Kurzerhand gründet Westermann mit Block ein Unternehmen und gewinnt potente Investoren. Als der skurrile Österreicher tatsächlich an einer Stelle Öl entdeckt, an der das andere Experten ausgeschlossen haben, setzt ein Hype ein. Plötzlich glaubt die Welt, dass Öl doch noch fast unbegrenzt verfügbar sein wird.

Gemeinerweise lässt Eschbach seinen vertrauensvollen Leser mitten im Roman gnadenlos ins offene Messer laufen. Alles, was man ihm bis zu diesem Zeitpunkt praktisch blind geglaubt hat, erweist sich als Trugschluss.

In sehr kunstvoll miteinander verwobenen Erzählsträngen führt der Autor eine Schar von Figuren ein, mal als Bestandteil der Gegenwartsgeschichte und dann wieder als Personal vergangener Handlungen. All diese Menschen stehen in Verbindung, aber sie zeigen zudem auf verschiedenen Ebenen, wie sich globale Katastrophen auswirken. Glücklicherweise verzichtet Eschbach auf Effekthascherei. Er setzt persönliche Konflikte in den Vordergrund, was sehr viel anschaulicher und nachvollziehbarer ausfällt als wilde Berichte von Plünderungen oder die Summierung von Opferzahlen.

Eigentlich also fünf Sterne für einen sehr gelungenen, packenden und extrem interessanten Roman. Ein Zehntelstern Abzug für das sehr zufallslastige und etwas zähe Ende, das dem Buch aber nichts von seinem Reiz nimmt. Bravo!

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