Florence von Arabien. Roman.
Christopher Buckley, Haffmanns bei zweitausendeins 2005


Wasabien ist ein "islamischer Gottesstaat", und das ölreiche Land muß seine Exporte ausgerechnet durch das kleine, fidele Emirat Matar leiten, das zwischen Wasabien und dem Golf liegt. Die beiden arabischen Länder könnten unterschiedlicher nicht sein; Vorbild sind natürlich der Irak und Kuwait.

Als eine wasabische Prinzessin, Frau des Botschafters in den USA, eine befreundete Mitarbeiterin des amerikanischen Außenministeriums um Asyl anfleht, löst sie damit eine Kette von Ereignissen aus. Die Prinzessin wird nach Wasabien ausgeflogen und dort hingerichtet, die Außenamtsmitarbeiterin Florence Farfalatti gerät in eine Sinnkrise, an deren Ende sie ein Dossier schreibt, das sie an allen Vorgesetzten vorbei an die Chefs leitet. Das brisante Papier führt zu ihrer Versetzung, der sie durch Kündigung zuvorkommt, und dann steht da plötzlich ein seltsamer Mann auf der Matte, der das Dossier kennt, über sehr viel Geld und Macht verfügt - und Florence ein attraktives Angebot macht: Sie soll ihre Pläne umsetzen. Und die bestehen darin, in Matar einen Fernsehsender aufzuziehen, der die wasabischen Frauen mit aufrührerischem Material versorgt. Florence nimmt den Auftrag an, der Sender ist enorm erfolgreich - und letztlich Auslöser für einen Umsturz, allerdings nicht in Wasabien, sondern in Matar.

Christopher Buckley kommentiert mit diesem zynischen, bitterbösen und streckenweise sehr amüsanten Roman das aktuelle Weltgeschehen, und es gibt nicht viele Beteiligte, die schlußendlich gut dabei wegkommen. Genaugenommen gibt es keinen Araber, der nicht entweder völlig verbohrt oder notorisch geld-, macht- und sexgeil ist, aber auch die Amis beziehen heftig Prügel. Leider hat Buckley ziemliche Probleme damit, die sehr ernsten Kernthemen - es geht in der Hauptsache um die Rechte der Frauen in orthodoxen islamischen Staaten - im Rahmen des doch eher vergnüglichen, wahnwitzigen Geschehens angemessen zu transportieren. Gelegentlich wird es auch recht hanebüchen - und sehr klischeehaft. Nichtsdestotrotz ist das neue Buch des Autors von "Danke, daß Sie hier rauchen", der wunderbaren Abrechnung mit Lobbyismus und Gesundheitswahn, ein lesenswerter, frischweg konsumierbarer Seitenfresser - aber weit entfernt vom Skandalroman.

Das Buch bei Amazon

zurück

Übersicht: Tom Liehr

©Tom Liehr - http://www.tom-liehr.de - Kontakt