Speaking with the angel.
Erzählungen.
Nick Hornby (Herausgeber): (HC) Kiepenheuer & Witsch 2001

 

Namen wie Robert Harris, Roddy Doyle, Helen Fielding, Colin Frith und natürlich Nick Hornby lassen eigentlich jedem, der sich für aktuelle britische Literatur interessiert, das metaphorische Wasser im Munde zusammenlaufen. Hornby hat - bis auf wenige Ausnahmen - das Who-is-who der englischen Literaturszene antreten lassen, um eine Anthologie zu füllen, die nicht nur ebenjenen Abriß vermitteln soll, sondern auch noch den Zweck erfüllt, Geld in die Kassen einer Schule für autistische Kinder zu spülen; Hornbys Sohn Danny besucht diese Schule. Geschickt plaziert erschien diese Anthologie genau parallel zu "How to be good", Hornbys neuem Roman.

Mir sind autistische Kinder genauso wichtig oder unwichtig, wie alle anderen Menschen, die Probleme haben, die sich aus geburtsbedingten "Fehlern", unglücklichen sozialen Strukturen, Unfällen, angewandter Gewalt oder Mißgeschicken ergeben: Auch um solchen Menschen ein halbwegs angenehmes Leben zu ermöglichen, haben wir uns zu Solidargemeinschaften zusammengeschlossen - und in den letzten Jahrzehnten viel über Sensibilität, Achtung und Fürsorge hinzugelernt. Daß das nicht immer funktioniert, liegt in der Natur der Sache, private Hilfe und Subsidiarität haben noch immer ihre Notwendigkeit, vielleicht sogar mehr, als noch zu Zeiten, als man Behinderte "Krüppel" nannte und wegschloß.
Whatsoever.
Ich habe eine Anthologie britischer Autoren gekauft, wußte nichts vom Zweck der Aktion, der sich auch erst aus dem Vorwort ergibt, und erworben habe ich eine äußerst fade, zu Teilen gähnend langweilige Sammlung, deren Geschichten vermutlich aus den untersten Schubladen hervorgekramt wurden.
"Das Amt des Nichts" von Colin Frith etwa macht den Eindruck, als wäre da eine uralte Geschichte kurz vor Redaktionsschluß rasch zuende geschrieben worden, ohne daß sich der Erzähler noch an die ursprüngliche Idee oder Intention erinnerte, Helen Fieldings Story ist einfach scheiße, aber das gilt - m.e. - ja auch für "Schokolade zum Frühstück", Hornbys Beitrag "Nipplejesus" trieft vor geheucheltem Verständnis und der wirklich begnadeten Erkenntnis, daß Kunst nicht immer von Können kommt.
Positiv fiel mir Robert Harris auf, vor allem aufgrund der interessanten Form der Story, und zwei, drei andere der zwölf Geschichten um Kindheitserlebnisse, sexuelle Erstbegegnungen, den Moment, in dem sich Liebe offenbart, oder - wie erwähnt - den Erstkontakt eines Londoner Proleten mit avantgardistischer Kunst.

Finger weg.


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